Otto Wilhelmy

Tagebuch 1d vom 13.1.99 - 22.12.2000

13 - 01 - 99


Kopfschütteln über eine Nachricht aus Estland. Ich kenne dieses Land aus der Zeit, als ich mit meiner Einheit über ein Jahr am Wolchow in der Nähe von Nowgorod in Stellung lag. Die Esten kämpften auf unserer Seite. Nun höre ich, dass sie nach ihrer Befreiung von der Herrschaft der Sowjetunion darunter leiden, dass das Verbrechen bei ihnen Überhand nimmt. Sie haben nicht genug Polizisten, nachdem sie alle Russen aus dieser Funktion entfernt haben. Dabei leben in Estland viele Russen und das große Russland ist so nahe. Sind die Zwerge unter den Völkern aus lauter Angst, sie könnten ihre nationale Identität verlieren gefährlicher für den Frieden als die behäbigeren Riesen?

17 - 01 - 99

Es ist Sonntag. Ich besuchte wieder einmal den Gottesdienst in unserer Dorfkirche. Es predigte der zuständige Pfarrer aus Röddenau. Als Text diente ihm das Verlangen Moses „die Herrlichkeit Gottes sehen zu dürfen“. Das wird ihm insofern gewährt, als Gott ihn in eine Höhle stellt, und im Vorbeiziehen mit der Hand ihm die Sicht versperrt, so dass er nur das Nachsehen hat. Die Bedeutung, die er dieser Bibelstelle für mich beigelegt hat, muss mich nicht erreicht haben, denn ich könnte auch nicht ein Wort mehr davon wiederholen. Mein Kurzzeitgedächtnis ist erlahmt. Aber warum weiß ich dann noch den Text und den Pfarrer, der ihn predigte und noch manches mehr vom Gottesdienst? Sollte Paulus mit seinen Briefen in seinen Gemeinden ähnliche Erfahrungen gemacht haben und darum angeregt haben, das Leben Jesu in Geschichten erzählen zu lassen, die anschaulich genug waren von den Zuhörern behalten und weitererzählt zu werden.?

18 - 01 - 99

Die Sonne scheint und es ist nicht kalt. Anne hat uns heute wieder verlassen und ist nach Öhringen zurückgekehrt.
Am Horizont tauchen die ersten Zeichen moslemischer Feindschaft gegen christliche Kirchen auf. Das Feindbild des Islam: „Amerika die USA“ zerfließt zum Feindbild: „Die Christen“. „Alle Probleme, alle Rätsel, alle Knoten der Gegenwart finden ihre Lösung in der Vergangenheit“. Wenn es so ist, dann steht uns Europäern nach der Missionierung durch die USA nun eine Missionierung durch den Islam ins Haus.

24 - 01 - 99

Dem Gottesdienst ging ein Gespräch mit einem französischen Philosophen voraus, der einen deutschstämmigen Namen trug. In dem Gespräch fiel häufiger das Wort „mondial“. Ich hatte es wissentlich noch nie gehört und brachte es aus dem Zusammenhang des Gesprächs in die Nähe des heute gebräuchlicheren „global“ und lag damit richtig. Der Fremdwörter Duden bestätigte das. Der Erdball wird uns Menschen als Lebensraum, als Wirtschaftsraum und als Familienbesitz bewußt. Man spricht vom Weltethos, von der Weltwirtschaft, von den Weltnachrichten, vom Schuldenerlass zu Gunsten der unterentwickelten Völker und ist sich damit bewußt, dass sie mit im Boot sitzen, für den Frieden und die Zukunft aller von Nöten.
Dieser Tage fiel im Fernsehen von Seiten der Schüler die Forderung , die Zensuren abzuschaffen. Da wurde mir erst bewußt, dass das lateinische census auch hier Pate steht, wie bei dem Wort „Zinsen“. Das „Zuckerbrot“ für geliehenes Geld hier und für fleißige Arbeit dort bei den Schülern. Man könnte aus der Haut fahren vor Zorn über so viel Menschenverachtendes in unserer Kultur. Ich meine mich zu erinnern, dass noch im Mittelalter den Christen bewust war, unchristlich zu handeln, wenn sie für verliehenes Geld Zinsen nahmen. Das überließ man den Juden, die in ihren Augen der Kreuzigung Christi wegen eh schon Verdammte waren. Inzwischen hat auch die Christenheit die Skrupel verloren und die Macht erkannt, mit der Schulden abhängig machen.

10 - 02 - 99

Gnade nennt die Bibel den Vorgang, mit dem der Herrgott sich die Menschen abhängig macht: Indem er ihnen ihre Schuld erlässt unter der Voraussetzung, dass sie ihre Selbstbestimmung in Form von Glaube und Gehorsam als Zinsen lebenslang in Zahlung geben.

11 - 02 - 99

Letztlich war Landtagswahl in Hessen. So wie ca. hundert Tage vorher die CDU in Bonn nach 16 Jahren Regierungszeit die Macht an Rot-Grün verlor, verlor jetzt in Hessen Rot-Grün gegen alle Voraussagen die Macht an eine Koalition aus CDU und F.D.P. Die Ursache dafür war, dass die neue rot-grün Bundesregierung die stark nationalistische und zugleich konfessionalistische Grundhaltung in unserer Bevölkerung nicht ernstnehmen zu müssen meinte und einem Teil der zugewanderten Ausländer die doppelte Staatsbürgerschaft gesetzlich zugestehen wollte. Die Dummköpfe hatten keine Ahnung davon, was noch immer im Herzen der Masse unserer Bevölkerung an national-christlichem Blut fließt. Nach dem Kriege nannte ich das Gebilde „Haselnussrepublik“ nach dem Liede, in dem die Haselnuss besungen wird.
 Also unsere neuen Machthaber traten ins Fettnäpfchen und erhielten am Sonntag dafür die Quittung. Die CDU, schon immer auf dem linken Bein hinkend, sah ihre Stunde gekommen, dies Wählerpotential durch eine Unterschriftensammlung gegen die doppelte Staatsbürgerschaft für sich zu mobilisieren und damit die Landtagswahl für sich zu entscheiden. Christen sind eben keine zuverlässigen Demokraten, weil ihr Herz an der Monarchie hängt: Ein Gott mit seinem Totalitätsanspruch an den Menschen ist ihr Ideal. Darum hat die vorige Bundesregierung unter Führung der CDU in der ehemaligen DDR mit deren kommunistischen Totalitätsanspruch den Erzfeind gesehen und nach der Wiedervereinigung das Unkraut bis aufs letzte Samenkorn ausrotten zu müssen gemeint und so die Zustände verursacht, die noch lange die neuen Bundesländer als Baugelände erscheinen lassen, aus dem zunächst alles Vorhandene abgerissen und dann nach kapitalistischem Glauben neu gestaltet werden muss. Dem Totalitätsanspruch der Christen ist auf dieser Erde nichts Brauchbares, das nicht verchristlicht ist. Sonne, Erde und Leben sind nur als Gottesgabe brauchbar.

12 - 02 - 99

1945 ist diese Art Christentum sehr viel behutsamer mit den ehemaligen Nazis umgegangen. Trotz Entnazifizierung durch die Alliierten war für die sogen. Christlichen mehr Brauchbares in dem Schutt des dritten Reiches als jetzt beim Untergang der DDR in deren Trümmern. Die tiefere Ursache dafür ist die nahe Verwandtschaft von Nationalismus und Konfessionalismus. Beide sind prinzipiell individualistisch. Der Kommunismus ist prinzipiell international.

13 - 02 - 99

Das Urteil über Clinton ist von den Geschworenen des Repräsentantenhauses gesprochen: „Unschuldig“! 50 zu 50 bei einer erforderlichen 2/3 Mehrheit. Für mich war eine amerikanische Deutung der Zusammenhänge wichtig. Hinter den Republikanern steht der Puritanismus alteingewanderter Europäer. Also auch hier im Hintergrund konfessioneller Fundamentalismus, der bis zur Lächerlichkeit den moralisch Entrüsteten spielt. Gehören auch die Morde an den Ärzten, die die Abtreibung handhabten auf das Konto dieser Leute in den USA? Oder verbinden sich hier Puritanismus und Katholizismus zu gemeinsamem Tun.? Morde! Im Namen Gottes !? Das kommt aus dem animalisch, primitiven Denken der Saubermannsideologie, die die Menschheit in Gute und Böse, in Gerechte und Ungerechte, in Fleißige und Faule unterscheidet. Die am Ende meint, wenn sie alles Negative beseitigt habe, müsse doch eine „heile Welt“ übrig bleiben.

01 - 03 - 99

Inzwischen sind die Lawinen in den Alpen niedergegangen und haben alleine in Österreich 38 Menschen in den Tod gewalzt. Das war und ist ein Schock für die Alpenregion. Ein „Jahrhundert-Schneefall“ auch bei uns. Sonne und Erde, unsere Lebensgrundlagen ziehen ihre Bahn und wissen nichts von dem Gut, das sie gemeinsam hervorgebracht haben und noch hervorbringen und unter Umständen auch wieder vernichten. Das Leben ist in unsere Hände gegeben. Darum ist die Vorsicht unser Tastorgan, mit dem wir, vom Zweifel geführt, immer weiter in den Urwald des Lebens eindringen. Descartes hat das erkannt und für alle Zeiten den Zweifel im Anfang alles menschlichen Denkens in seinem berühmten Satz festgehalten.

02 - 03 - 99

Der Schnee ist geschmolzen und Hochwasser droht wieder einmal dem Bach und uns.
Auf meinem Spaziergang blieb ich wieder einmal an der unerbittlichen Härte des Fundamentalismus hängen und fragte mich zum x-ten Mal nach ihrer Ursache. Ob der Ajatollah Chumeni, oder die Orthodoxie der griechischen Kirche, oder der Papst oder auch die Haltung der Evangelikalen und des orthodoxen Luthertums und der puritanischen Reformierten. Ich könnte die Reihe fortsetzen von den ersten Märtyrern bis zu denen in unserer Zeit. Was treibt sie sich selbst und andere Menschen nicht zu schonen. Ich kann die Reihe noch erweitern um alle die, die sich verzweifelt an ihrer Nationalität klammern und jeden zum Verräter stempeln, der das nicht mitmacht. Man sollte sie nicht Fundamentalisten nennen; denn sie haben kein Fundament oder ihr Fundament ist kein Fundament, sondern sie selbst müssen dies Fundament sein. Je nachdem, ob es sich um einen Gott handelt, dessen Willen man in einem Buch zur Hand hat oder um einen anderen Wert ihrer Wahl, etwa die Nation oder die Hautfarbe. Es handelt sich immer um etwas, das selbst nicht tätig werden kann, also absolut ohnmächtig ist und somit jeweils des Menschen bedarf als dem ausführenden Organ.

05 - 03 - 99

Gestern wurde auch der Bruder des vor einigen Tagen in Arizona hingerichteten Deutschen in der Gaskammer beseitigt. War es das Werk derer, die in der Clinton Affäre ihr Gesicht verloren hatten? Die Saubermänner der USA, die hier die Gelegenheit gekommen sahen, ihr unerbittliches Unkrautvertilgen durchsetzen zu können und so ihre große Schlappe, die sie fast lächerlich gemacht hatte, mit Grausamkeit überbieten zu müssen? 17 Jahre lang muss ten die beiden auf den Vollzug dieses Urteils warten. 17 Jahre! Offensichtlich träumen die Menschen in Arizona noch davon, mit der Angst vor solchen Strafen ihre Lebensgemeinschaft sauber halten zu können. In Angst eingemauerte Menschen? Ich meine mich an etwas Ähnliches bei uns erinnern zu können. Nicht nur bei uns.

06 - 03 - 99

Kaum ist die Affäre Clinton und die Hinrichtung der beiden Brüder in Arizona aus den Schlagzeilen der Zeitungen verschwunden, machen die USA uns Europäer mit ihrer Arroganz schon wieder widerwillig. Ein Jagdflugzeug der amerikanischen Luftwaffe hatte bei einem Übungsflug in Italien eine Seilbahn durchtrennt und den Absturz einer Gondel verursacht. 20 Menschen kamen dabei ums Leben.
Die Gerichtsverhandlung gegen den Piloten fand in Amerika statt vor einem Militärgericht. Der Pilot war eindeutig zu schnell und zu tief geflogen, wurde aber von den Geschworenen freigesprochen. Es sei ein Unfall gewesen. Großes Kopfschütteln in Italien und Deutschland und auch in diesem Fall der Verdacht, die USA kümmere sich einen Dreck um das, was andere Menschen und Völker von ihnen denken könnten. Die Römer sind bei ihren Eroberungen klüger mit den Besiegten umgegangen. Ob die USA gar nicht daran denken, sich in dem Spiegel zu sehen, der in Gestalt einer weltweiten Einschätzung ihnen vorgehalten wird?
„God's own country“! Auch in diesen säkularisierten USA findet sich letztendlich dieser Anspruch und die daraus resultierenden Arroganz.

19 - 03 - 99

Mitten in der Vorlage des diesjährigen Haushaltplanes ist der Finanzminister aus allen seinen Ämtern zurückgetreten. Oskar Lafontaine hat sich auf einen Bauernhof im Saarland zurückgezogen. Schröder hat der SPD ein neues Gesicht gegeben: „Die neue Mitte“. Der Schock der Landdtagswahlen in Hessen hat deutlich gemacht, dass es bei uns neben den registrierten Parteien auch noch ganz andere große und bestimmende Gruppierungen gibt. Das zu entdecken haben die Grünen veranlaßt mit ihrem Vorschlag, den Benzinpreis auf DM 5,- anzuheben.
Die Partei der Autofahrer, Autopruduzenten und ihrer Arbeitskräfte hat den „Grünen“ nahezu ihr Aus eingebracht. Ebenso die Partei der Strombenutzer, Kraftwerk- und Atomkraftwerk Betreibenden mit ihren Arbeitskräften. Gatzweiler II wird gegen den Widerstand der Grünen mit der SPD durchgesetzt. Schröder und mit ihm seine Klientel in der SPD haben begriffen, dass das Gros der Bevölkerung sich von den schönen, das Leben erleichternden und Arbeitsplätze erhaltenden Errungenschaften nicht mehr trennen will und koste es das Leben. Also macht er gemeinsame Sache mit ihm und denen, die es abhängig gemacht haben und immer mehr abhängig machen. Ade Umwelt- und Naturschutz! Die Grünen und die Linken in der SPD werden nicht mehr gebraucht. Es lebe der Fortschritt, es komme, was da wolle!

07 - 05 - 99

Ich lese gerade Tolstois „Auferstehung“ und stelle mit Interesse fest, dass auch er Anstoß genommen hat, an seiner etablierten Gesellschaft und ihrem christlichen Selbsstverständnis. Er erzählt, wie die etablierte Gesellschaft, das zeitgenössische Konglommerat der biblischen Pharisäer, der sogenannten anständigen Leute, genüßlich auf der Suche nach den Fehlern der „Anderen“ ist und dann ebenso genüßlich ihr Urteil über sie spricht. Da mag Jesus gesagt haben: „Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet“ und vieles gleichartige andere mehr. Was kümmert sie das? Was mich dabei beschäftigt ist die Frage: Wie können sie sich dabei so sicher sein und lauthals mitsingen: „Ich bin Dein. Sprich du darauf dein Amen. Treuster Jesu, Du bist mein. Drücke deinen süßen Jesusnamen brennend in mein Herz hinein. In Dir tun und in dir alles lassen, in Dir leben und in Dir erblassen. Das sei bis zur letzten Stund unser Wandel unser Bund.“ Kann ein Mensch innerlich so kaputt sein, dass er zugleich Christ und Nichtchrist sein kann? Ihr Christsein beruht ganz offensichtlich nicht auf ihre eigene gedankliche Erarbeitung des Lebens und seiner Gegebenheiten, nicht auf Weisheit sondern auf vorgefertigtem und erlerntem abstrakten Vorstellungen, die geboren sind aus dem Wunschdenken der Menschen, denen die Vielfalt des Lebens Angst machte.

09 - 05 - 99

Auch das Problem haben die frühisraelitischen Denker schon erkannt und in ihrer Erzählung vom Turmbau zu Babel warnend festgehalten. In meiner Jugend brachte man uns bei, es handele sich dabei um den Versuch der Menschen, zu Gott in den Himmel zu kommen. Aber man übersah, dass diese Erzählung ihr Selbstverständnis mitgebracht hatte. Der Turm, überall im Land zu sehen, sollte so etwas wie ein Mittelpunkt sein, der die Stämme Israels ständig daran erinnerte, dass sie etwas verband und so ihren Zusammenhalt festigen. Die Stämme Israels versuchten sich zu isolieren. Davor wird mit dieser Erzählung gewarnt. Die Vielfalt der Sprache, der Sitten und Gebräuche, das ist Gottes Wille und nicht der „Gottesstaat“

12 - 05 - 99

Es ist doch auffällig, dass in allen Teilen der zerfallenen Sowjetunion die Neigung zur Diktatur offensichtlich geblieben ist. Bei Jelzin angefangen, über Weißrußland, die Ukraine, Georgien, ebenso in dem zerfallenen Jugoslawien: Kroatien, Serbien usw. Woher kommt diese Angst vor der Selbstbestimmung der Menschen, die meint, sie vor sich selbst unter allen Umständen bewahren zu müssen?
Heute morgen bewegt mich wieder einmal das Problem der „Erwählung“. In der Erwählung Kains will der Erzähler nach meinem Dafürhalten eindeutig, den Nomaden, als den Nichtsnutz, mit dem Namen „Hauch“ dem anderen, dem seßhaften und männlichen „Kain“ gegenüberstellen. Es handelt sich also im Grunde um die „Erwählung des Schwachen“. In den Augen des Starken ein unerhörter Affront gegen ihn. In Tolstois „Auferstehung“ handelt es sich durchgehend um dieses Selbstverständnis des Menschen. Die „Erwählung des Schwachen“ ist in den Augen der etablierten Gesellschaft lächerlich, ja Wahnsinn. Das kann und will die Gesellschaft auch heute noch nicht dulden. Das Leistungsprinzip ist die Fortsetzung des Mordes an Abel bis in unsere Zeit. Ähnlich, wenn nicht sogar genau so wie bei dem Individuum, findet sich dieses Verlangen, sich im Unterschied von den anderen als „erwählt“ zu verstehen bei den Völkern. Darum meinen sie immer in anderen Völkern zuerst den potentiellen Feind sehen zu müssen. Die „Erwählung“ Abels als des Schwachen soll aber für den Erzähler bedeuten: Die „Erwählung des Menschen“ bis hin in seiner größten Schwäche. Die „Erwählung des Menschen“ schlechthin.

14 - 05 - 99

Gestern hatten die Grünen ihren mit Spannung erwarteten Parteitag in Bielefeld. Die Fundos unter den Pazifisten drohten, die Partei aus den Angeln der Koalition zu heben, mit der Forderung eines sofortigen Waffenstillstandes im Kossowo. Aber die Mehrheit erwies sich doch als realistisch. Auch hier also Fundamentalismus bis zum Irrsinn. Unter dem Eindruck der Lektüre von Tolstois „Auferstehung“ sehe ich, dass diese Denkweise nicht nur populistisch ist, sondern auch in den gebildeten Schichten unserer Völker ganz massiv sein Unwesen treibt. Tolstoi schilder dieses Verhalten so. Wie einer aus einem faulen Apfel das Faule herausschneidet und um sicher zu gehen gleich auch von dem Gesunden noch etwas mitnimmt, so meint das solide Bürgertum, lieber den einen oder anderen Unschuldigen in Strafe oder Gewahrsam nehmen zu müssen, als einen Schuldigen zu viel frei herum laufen zu lassen

15 - 05 - 99

Je länger je mehr formiert sich bei mir so etwas wie die Vorstellung einer familiären Verwandtschaft zwischen dem Fundamentalismus, den Menschen die ihre Prinzipien haben, den Steinen und dem Tod. „In prinzipiis obsta!“ Das kann heißen, von Anfang an widerstehen. Es kann aber auch heißen den Prinzipien widerstehen.

29 - 05 - 99

Die Nato bombt weiter auf Serbien. Wir nähern uns dem Tage, an dem der Einsatz von Bodentruppen erforderlich wird. oMilosewitch hat sich und sein Volk in eine Sackgasse manövriert. Entweder er bittet um Frieden und kommt mit erhobenen Händen heraus, oder er muss   sterben wie Hitler. Diese Sackgassensituation ist auch das beste Bild für den Fundamentalismus. Seine Gläubigen fesseln sich selbst an ihre Glaubenssätze und verbieten sich selbst jede Berührung mit Andersdenkenden. Sie machen sich selbst dumm und meinen in ihrer Versteinerung Bewunderung zu wecken. So werden sie unter Umständen zu rasenden Wildkatzen.

30 - 05 - 99

Heute morgen gab es wieder Ärger. Wir haben in unserer Gefriertruhe immer mehr oder weniger Speiseeis-Vorräte in kleinen Gebinden für die Kinder aus der Nachbarschaft und machen davon Gebrauch, uns diese zu Freunden zu machen. Heute morgen nun kam so ein kleines Bürschchen nachdem es seiner Mutter davongelaufen war und erhielt das Gewünschte. Dann erschien die Mutter und drohte dem Kinde mit Schlägen, weil es ohne ihr Wissen sich auf den Weg zu uns gemacht hatte. Das rief mich auf den Plan und ich konnte nicht verschweigen, wie verletzt ich darüber war, dass von keiner Seite akzepziert wurde, dass die eigentlich Ursache für das Verhalten des Kindes bei uns lag. Das Kind hatte schon des öfteren wie andere Kinder bei uns ein Eis verzehren dürfen und folgte im Grunde dieser Lockung des „Zuckerbrotes“ und brachte sich dadurch in Gefahr auf der Straße zu uns. Anstatt nun aber uns zu bitten, ihr Kind nicht mit unserem Eis zu locken und so eine Katastrophe zu verhindern, drohte die Mutter ihm Schläge an, für den Fall, dass er wieder einmal unerlaubt davonlaufe. Den Fehler des Lockens meint man im nachhinein mit der Peitsche wieder austreiben zu können. Verständnis fand ich nicht. Was blieb, war eine deutliche Verstimmung darüber, dass ich wieder einmal dies bisschen Entgegenkommen gegenüber den Kindern als pädagogisch falsch ansah. Aber die Menschheit west in dieser Atmosphäre aus „Zuckerbrot und Peitsche“.
Ein anderer Gedanke bewegte mich, als mir im Zusammenhang mit dem Cossowo-Konflickt eine schwäbische Redensanrt in Erinnerung kam. „Ums Verrecken nicht nachgeben“! Ich stellte mir die Frage: Ob das auch für diesen Jesus von Nazareth seine Gültigkeit hätte?

01 - 06 - 99

Was unterscheidet seine Beharrlichkeit von der anderer Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen für ihre Sicht der Dinge? Nennen wir sie einmal einfach die Fundamentalisten jeglicher Art, die weder vor Mord noch vor Selbstmord zurückschrecken, wenn es um das Durchsetzen ihrer Heilsvorstellung geht. Ein Unterschied ist von vornherein klar. Gewalt in Gestalt von Drohungen und Strafen oder versteckt hinter Lockmitteln und Versprechungen war bei ihm ausgeschlossen. So setzte er seine Botschaft zugleich mit seinem eigenen Leben ein.

03 -06 - 99

Er hatte die Wurzeln der Misere seines Volkes entdeckt und war beim Jahwisten auf die „ewige“ Wahrheit gestoßen, dass Menschsein ein bedingungsloses Geschenk sei zu einem Leben in Selbstbeherrschung, ohne den Willen zur Macht und ohne Feindbild.

05 - 06 - 99

Jetzt habe ich das innerste Motiv aller Formen von Nationalismus und Konfessionalismus. Aus den ersten Erfahrungen eines Menschen mit einem anderen selbstbestimmten Ich, das ihm hinderlich in den Weg tritt, entsteht noch kein Feindbild Der Mensch lernt, dass es unterschiedliche Menschen gibt, darunter auch Freunde und Feinde. Natürlich speichert er seine Erfahrungen und weiß sich dem entsprechend zu verhalten.
Ein Feindbild übernimmt der Mensch erst von der Gesellschaft in der er lebt, wenn sie sich separiert.

08 - 06 - 99

Ein alter Stachel im Fleisch der griechisch- othodoxen und der römisch-katholischen Kirche des Balkans aus der Zeit des türkischen Versuchs Europa zu erobern, soll jetzt gezogen werden. (1389, die Türken besiegen die Serben auf dem Amselfeld und 1448 noch einmal ein ungarisches Heer.)

11 - 06 - 99

In Ermangelung anderer Literatur lese ich noch einmal in meinen Manesse Bändchen und stelle fest, dass mir ihr Inhalt so neu ist, als hätte ich sie erst gestern beim Buchhändler erstanden. So lese ich jetzt gerade wieder eins der beiden Bändchen „Amerikanische Erzähler“ und in ihm Herman Melville: „Bartleby“. Ein Mensch, der sich jeglicher Zusammenarbeit mit seinen Mitmenschen verweigert und schließlich im Hof eines Gefängnisses stirbt. Melville schließt seine Erzählung mit dem Ausruf: „O Bartleby! O Menschenlos“. Ich fand eher einen Zusammenhang mit den Ereignissen dieser Tage. Milosewiches Verweigerungshaltung in der Kosowo Frage. Ich hatte gehofft, der Erzähler würde mir zeigen, wie er sich das denkt, einen solchen Menschen aus der selbstgewählten Sackgasse herauszuholen. Schade, nun stehe ich wieder bei der Selbstbestimmung des Menschen und stelle fest, dass es sie auch gibt in Gestalt einer solchen prinzipiellen Weigerung zur Mitarbeit in der Gesellschaft. Stop! In der Erzählung geht es nicht um die Selbstbestimmung des Menschen, sondern um seine Bestimmung in der Welt.  Bartley hat seine Arbeit begonnen in einer Poststelle, in der die „Toten Briefe“ gesammelt und vernichtet wurden. Diese Briefe kamen nie zu ihren Empfängern. Ihr Inhalt war darum völlig nutzlos. Das auf unser Leben übertragen führt den Erzähler zu dem Ergebnis: Wozu Arbeit, wozu Essen und Trinken, wozu Kleidung und Behausung, wenn alles am Ende dem Tode anheimfällt? So kann ich das Leben nicht sehen. Weil ich das Leben als eine gigantische Kraft ansehe, dem Lichte gleich, das Nichts und die Dunkelheit zerstörend.

12 - 06 - 99

Melville wertet das Leben des Menschen von seinem Ende her. Ich hingegen werte es mit dem Jahwisten und Jesus vom Anfang her und als gigantische sieghafte Kraft, von der Sonne immer wieder aufs neue im Nichts ins Dasein gesetzt.

25 - 06 - 99

Am Tage vor meinem 88. Geburttag. Jetzt habe ich auch den Schlußstein im Gebäude meines Nachdenkens über die Botschaft des hist. Jesus gefunden. Die Antwort auf die Frage: Wie überträgt sich ethische Handeln auf die Nachkommen ohne das „Du Sollst“ des Programmierens und ständigen Erinnerns? In meinem Essay schreibe ich im Zusammenhang mit der jahwistischen Deutung der „Gottebenbildlichkeit“: „Er (JHWH) verzichtet damit auf den Willen zur Macht über sie, er will nicht ihr Herr sein, denn er liebt seine Ebenbilder „leidenschaftlich“, wie ein Vater , der seine Kinder leidenschaftlich liebt. Er könnte ihr Herr sein, aber er will es nicht, und sucht diese, seine Selbstbestimmung und Selbstbeherrschung nun auch bei seinen Geschöpfen. Darum wird ihnen die Warnung mitgegeben, nun nicht ihrerseits dem Willen zur Macht über andere Menschen zu verfallen, nachdem JHWH ihnen gegenüber aus Liebe darauf verzichtet. Das wäre für den Menschen zu tiefst entwürdigend“. Dieses Vaters Verhalten war Jesu Lehrmeister.und Lebensinhalt.und nicht das „Du sollst“ des Gottesdienstes. Auf uns übertragen heißt das konkret : Das tote „Du Sollst!“der zweiten Tafel des Dekalogs im lebendigen und keine Ausnahme duldenden „Ich will“ der Eltern zu leben, so dass das Kind dies Verhalten lernt, wie den aufrechten Gang seiner Eltern.

10 - 07 - 99

„Fliegt Fliege?“ Unter dieser Überschrift erschien in der letzten Woche im „Weg“ ein Bericht über den Ärger, den er wieder einmal mit seinem losen Mundwerk sich und seinen Zuschauern bereitet hat. Gott als „Gangster“ so leichthin genannt zu haben und die Erziehung unter dem Kruzifix als „schwarze Pädagogik“, hat bei der Kirche und bei der ARD das Faß zum Überlaufen gebracht. Dabei stammt der Ausdruck „schwarze Pädagogik“ von der Schweizer Psychologin Alice Müller. In ihrem Buch „Am Anfang war Erziehung“ weist sie nach, dass die Ursache von „Schwarzer Pädagogik“ die gängelnde Erziehung ist, die die Erwachsenen einst selbst erlitten. Ich führe das hier an, weil ich mich in meiner Erkenntnis bestätigt sehe, dass die Erziehung unter einem patriarchalen „Du sollst“ im Grunde menschenverachtend ist, weil sie den Wert der Selbstbestimmung des Menschen als etwas Negatives, Feindliches ansieht und behandelt.
Alle meine Versuche den Meinen das einsichtig zu machen, scheitern an einer Wand althergebrachten Denkens. Diese anerzogene christliche Arroganz umgibt mich wie eine Festungsmauer, hinter der ich leben muss , um meine letzten Tage ohne ernstliche Verstimmungen verbringen zu können.

11 - 07 - 99

Immer wieder frage ich mich: Warum Paulus mit seinem „ohne des Gesetzes Werk“, das er zweifelsohne neben seinem Vatergott dem Jesus abnahm, dann doch bei dem „Gesetz Christi“ landen konnte? In diesem „ohne des Gesetzes Werk“ spürt man bis hin zu Luther den Widerwillen gegen dieses „Du sollst“ von „Gesetz und Propheten“. Auch die Ungereimtheit des Vatergottes Jesu mit dem Herrgott ist ihm bewußt. Er sucht jetzt den Unterschied im Verhalten des Menschen diesen beiden gegenüber heraus zu finden und entdeckt ihn in dem unterschiedlichen mentalen Verhältnis des Menschen zum Vater und zum Herrn.
Vertrauen zum Vater und Gehorsam dem Herrn gegenüber. Pistis ist die Entdeckung des Paulus. „Allein durch den Glauben“! Damit meint er diesem Jesus gerecht geworden zu sein. Die katholische Kirche hat von Anfang an gemerkt, dass daran etwas faul war und hat sich weniger auf Paulus als auf Petrus berufen. Faul war daran, dass hier wiederum ein und demselben Vorgang das Zwanghafte genommen wurde, ähnlich dem buberschen Versuch, das „Gesetz“ als „Weisungen“ in ein milderes Licht zu setzen. Aber Gehorsam und Glauben haben gemeinsam, vom Menschen den Verzicht auf seine Selbstbestimmung zu fordern und ihn so „schlechthin abhängig“ von diesem Gott zu machen. In ihnen manifestiert sich dieser unerträgliche Totalitätsanspruch, der die Menschen von Zeit zu Zeit zu vulkanartigen Ausbrüchen zwingt.
 Ach es ist doch so schön, Menschen von sich abhängig zu machen, bedeutet es doch Macht über sie zu gewinnen. Wann hätte dieses Geschäft je solche Zuwachsraten gehabt als heute am Ende des 2. Jahrtausends, an dem sich dies Netz scheinbar unaufhaltbar über die Menschheit der ganzen Erde legt.

12 - 07 - 99

An höchster Stelle steht nach meiner Sicht der Dinge zur Zeit die Abhängigkeit vom Auto. Trotz täglicher riesiger Staus auf den Autobahnen, trotz Smog, trotz Parkplatzkriegen in den Städten, trotz Luftverschmutzung und Atemwegserkrankungen, trotz Kontaminationen in den Nahrungsmitteln bis hin in die Muttermilch der Kinder Englands, trotz Waldsterbens, keine Spur von versuchter Selbstbeherrschung. Nicht zu vergessen auch trotz der vielen Toten und Verletzten im Straßenverkehr. Sehe nur ich deutliche Parallelen zur Abhängigkeit in der Drogenszene? Der Unterschied zu ihr ist nach meinem Dafürhalten nur der, dass es bei Drogenabhängigen die Hoffnung gibt, die Selbstbeherrschung zurück zu gewinnen. Beim Auto sie zurück zu gewinnen, ließe die Zahl der Arbeitslosen ins Unermeßliche steigen. Mir sind übrigens die Zusammenhänge bewußt, die diese Misere noch immer mit Hitlers Größenwahn hat. Er war es, der erstmalig Arbeitslosigkeit mit einer künstlichen Arbeitsbeschaffung beseitigte. Die Aufrüstung, der Volkswagen und der Bau von Autobahnen schafften das Wunder, dem unser Volk dann seinen Respekt nicht versagt hat und noch immer nicht versagt. Sonst wäre es nicht zu erklären, dass bei konstanter Arbeitsplatzvernichtung durch die Automation der Glaube an einen Arbeitsplatz für alle das Bemühen von Politik und Wirtschaft noch immer zu bestimmen scheint. Arbeitslosigkeit hat es bei uns in Deutschland auch vor dem ersten Weltkrieg schon gegeben. Sie erledigte sich dann immer durch Auswanderung der Betroffenen in andere Länder und Erdteile. Arbeitermangel erledigte sich durch das Anwerben ausländischer Arbeiter aus den Nachbarländern. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im eigenen Land bei gleichzeitig skrupellos betriebener Arbeitsplatzbeseitigung ist schizophren. Es wird darauf hinauslaufen, dass wir uns mit Arbeitslosigkeit in Millionenhöhe auf die Dauer abfinden und daran in stetigem Mißmut kränkeln werden, bis entweder wieder einer kommt der meint, den gordischen Knoten mit dem Schwert durchschlagen zu können oder, was wahrscheinlicher ist, dass die globale Vernetzung alles Wissens schließlich den Menschen zum Kotzen bringt und er wieder ernsthaft ein Leben in möglichst großer Unabhängigkeit und   Selbstbeherrschung sucht.

13 - 07 - 99

Was liegt da näher im Goethe-Jahr als an Goethes „Zauberlehrling“ zu denken. Die Wassermassen unermeßlichen Wissens ergießen sich in immer größerer Geschwindigkeit und Menge über uns, so dass weder die Eltern, noch die Schulen, noch die Universitäten diesem imaginären Giganten mit dem Namen „Fortschritt“ gerecht zu werden vermögen und allenthalben von oben nach unten Bildungsnotstände angemahnt werden. Wird sich der Meister finden, der dem Zauber ein Ende setzt?

17 - 07 - 99

 In Irland sind die Friedensbemühungen gescheitert. Die Protestanten machen nicht mit, so lange die I.R.A. ihre Waffen nicht niederlegt. Joachim meinte, die Kirchen sollten anfangen und die Hartköpfe in ihren Reihen ächten. Die Hartköpfe bestehen auf irischer Seite auf eine ungeteilte Insel. Die Hartköpfe des Nordens versteifen sich auf ihre Zugehörigkeit zu GB. Nun kommt noch dazu, dass die im Süden überwiegend katholisch sind und die im Norden evangelisch. Das macht diesen Konflikt doppelt brisant. Als Bewohner einer Insel sind sie Brüder, Iren wollen sie beide sein. Das Feindbild, das sie von einander haben, beruht im Grunde auf einem unterschiedlichen Gottesdienst im weitesten Sinne. Jeder der beiden will der „Erwählte“ sein. Der Jahwist meldet sich mit seiner Geschichte von „Kain und Abel“ zu Wort und der in ihr enthaltenen Warnung vor brüderlichen Feindbildern. Auch da ist bereits vorgedacht, wie das zu verhindern ist. Kain der „hardliner“ wird mit den Kainszeichen an der Stirn versehen als Geächteter dem Leben belassen.

22 - 07 - 99

Zu der Notiz vom Vortage, fällt mir ein, dass ich diese Deutung, der Ächtung Kains, schon einmal von einer Rektorin einer evg. Volksschule gehört habe, sie ihr aber nicht abnahm. Diese Frau kam aus der reformierten Kirche des Elsaß. Damals beharrte ich darauf, das Zeichen als ein Schutzzeichen und als Gnadenakt verstehen zu sollen. „O quae mutatio rerum!“

27 - 07 - 99

Nachdem ich erkannt habe, dass Glaubensleben, theologische Existenz eine Art Selbstverstümmelung zum Kleinstkind ist, komme ich auch der Mentalität der sogen. Fanatiker unter den Konfessionalisten und Nationalisten näher. Das Kleinstkind ist von Natur aus darauf fixiert das Leben unreflektiert und ohne Geschichtsbewußtsein anzugehen und es sammelt erst mit der Erfahrung sein Wissen. Was geht ihn die Vergangenheit an? Die Fanatiker unter den Fundamentalisten

28 - 07 - 99

verweigern sich den Erkenntnissen, die die Menschheit durch Erfahrung gewonnen hat.
Sie gleichen oft Spielern, die die Verluste des Vortages am nächsten Tag wieder hereinholen möchten und trotz abermaliger Verluste erst aufhören, wenn der letzte Pfennig verspielt und ihnen so Einhalt geboten wird. So verhielt sich unser deutsches Volk nach dem ersten Weltkrieg, nachdem es Elsaß-Lothringen und den Korridor bei Danzig verloren hatte. Der nächste Waffengang unter Hitler sollte das und noch viel mehr
wieder zurückholen. Am Ende waren wir ärmer und kleiner als zuvor. Der Osten bis zur Oder-Neiße war nun auch verloren. Aber unter uns ist der Gedanke, ihn zurück zu gewinnen, noch nicht gänzlich gestorben. Mit dem gegenwärtigen Zustand vorlieb zu nehmen und damit aus der Erfahrung gelernt zu haben, wäre nicht nur weise sondern auch dem Frieden dienlich. Aber wem sagen wir das? Uns selber und unseren Ostvertriebenenverbänden, die nicht müde werden, ihren Anspruch auf ihre einstige Heimat aufrecht zu erhalten, oder der I.R.A. Irlands die das alte, ganze Irland wieder herstellen möchte, oder den Zionisten in Israel, die das alte Israel mit der Hauptstadt Jerusalem als göttliches Eigentum in Anspruch nehmen, oder dem Islam der einigen Orts seinen Siegeszug über die Völker der Erde zu vervollständigen sucht, oder den U.S.A, die ihre derzeitige Übermacht auf der Erde mit höchstem Einsatz von Techniken zu erhalten bemüht sind? Offenbar überall setzt die Menschheit auf den Willen zur Macht, als dem einzigen Mittel, Herr der Lage zu werden oder zu bleiben. Danach wäre es unvermeidlich wie bisher die Erde mit Menschenblut zu tränken und nicht aus der Geschichte zu lernen. Das Kosowo ist im Augenblick das Versuchsobjeckt, mit Gewalt zwei feindliche Lager auf dem Höhepunkt ihres Hasses mit Militär und Polizei zur Aussöhnung zu zwingen. Also wieder mit einem „Du sollst!“ Aber wir brauchen bei Serben und Albanern ein „Ich will“!

01 - 08 - 99

Koschnik, der einige Erfahrungen auf dem Gebiet der Wiedervereinigung feindlicher Volksgruppen auf dem Balkan hat, warnt in der heutigen „Sonntagszeit“ vor allzu großen Hoffnungen. auf die Zwangsvereinigung von Serben und Albanern im Kossowo. So lange dieser Haß nicht an der Wurzel zerstört wird, ist kein bleibender Frieden. Die Wurzel aber ist der monotheistische Konfessionalismus, der den Nationalismus gebiert, indem er nach einer sichtbaren Gestalt seines Glaubens, nach dem „Gottesstaat“ auf Erden trachtet. Der Monotheismus ist der Versuch die Allgegenwart und Allmacht der Sonne in einem Gott zu personifizieren.
Unter dem Dach des Kommunismus war die Sowjetunion eine Einheit. Ihr Zerfall vollzog sich in Form eines Rückfalls in das nationale und konfessionelle Muster der Zeit vor 1917. Unter Titos kommunistischer Herrschaft war Jugoslawien eine Einheit. Nach seinem Tode wurden sich auch hier die Menschen ihrer konfessionellen Zugehörigkeit wieder bewußt und versuchten sich teritorial zu säubern und gegeneinander abzugrenzen. Griechisch-Othodoxe, Katholische und Muslime dividierten sich auseinander, jeder im Hintergrund die Masse ihrer weltweiten Glaubensbrüder hinter sich wissend. Wobei die Serben sich die größten Chancen ausrechneten, zu einem Großserbien zu gelangen, weil das Mutterland ihres Glaubens nächste Nachbarn und das große Rußland nicht weit entfernt waren.

04 - 08 - 99

Heute ist Lüdemann wieder in der Zeitung. Er prozessiert wegen einer Benachteiligung durch die Universität. Die Kirche fährt gegen ihn schwere Geschütze auf. der Gestalt, dass sie offenbar die Studentenschaft zum Boykott seiner Vorlesungen zu bewegen vermocht hat. Der zweite Weltkrieg hat uns weit zurückgeworfen in der Toleranz und der Aufklärung. Auch meine Kirche gebärdet sich immer mehr fundamentalistisch. Sie merkt gar nicht, wie sie vom Monotheismus her in einer Zwangsjacke steckt, die sie immer mehr einengt, je weiter das menschliche Wissen um sich selbst fortschreitet. Auch die kath. Kirche versucht noch einmal ihre Macht und Größe vor den Augen der Menschheit darzustellen. Das Jahr 2000 wurde zum „Heiligen Jahr“ erklärt. Rom ist schon jetzt beunruhigt, angesichts der zu erwartenden Millionen Pilger, die die Stadt überfluten werden.
Was ist das in so vielen Menschen, dass sie offensichtlich magnetisch angezogen sind von solchen Massenveranstaltungen? Ob Mekka und Medina, ob Jerusalem und Rom, ob Rockkonzerte oder Olympiaden, ob Heilsprediger oder Fußballspiele je mehr da beisammen sind um so schöner ist es für die Beteiligten. Zuletzt die machtvolle Demonstration: „Wir sind das Volk“! in Berlin. Ich nehme zunächst einmal an, dass es für den kleinen Mann die Erfüllung des heimlichen Wunsches nach Macht ist. So hebt man Könige auf den Thron, so kann man sie auch wieder stürzen. So kann er seinen Willen durchsetzen. Wehe dem, der seine Idole angreift!

08 - 08 - 99

Wir waren im Gottesdienst. Es predigte wieder einmal ein Predigthelfer. Es ging um Römer 11, um Israels Erwählung, und lief darauf hinaus, auch unseren unbequemen Nachbarn nicht aus unserem Wohlwollen zu verbannen.Ich frage mich bei solchen Predigthelfern immer noch, ob sie ihre Predigt vorgefertigt erhalten und dann ablesen? In ihrem Benehmen auf der Kanzel bemühen sich alle, den Eindruck zu erwecken, als ob sie frei von einem Konzept redeten.

10 - 08 - 99

Heute erwartet die Menschheit bei uns in Europa die totale Sonnenfinsternis. Die Medien haben dafür gesorgt, dass ein riesiger Rummel daraus geworden ist. Die Schutzbrillen sind ausverkauft. Mich bewegt der Vorgang nicht sonderlich. Ich beschäftige mich noch immer mit dem Phänomen des Fundamentalismus. Ich suche nach der Ursache. Ist es Angst, die sie in einer Sackgasse Schutz zu suchen zwingt? Ist es Angst, dass sie sich selbst einmauern und so oder so sich auf keinerlei Bitte einlassen ihre Zuflucht zu verlassen. Wovor haben sie denn Angst? Vor dem Tod doch offensichtlich nicht. Was könnte Schlimmeres sie ängstigen? Hängt auch das mit der Selbstbestimmung eines Menschen zusammen? Auch der Fundamentalismus ist eine Möglichkeit der Selbstbestimmung. Das ganze Irland muss es sein bei den Iren! Das ganze Jerusalem muss es sein bei Juden und Moslems! Die ganze Erde muss es sein bei den U.S.A. und bei der UNO, bei Christen und Moslems. Der Wille zur Macht findet erst seine Erfüllung im Besitz des Ganzen. Es ist der Griff nach der Allmacht Darum die radikale Bekämpfung des Konkurrenten im Kampf um die Macht. Es ist die Angst vor der Ohnmacht, die den Nationalismus, den Konfessionalismus und alle andern Ismen so gefährlich macht.

16 - 08 - 99

Ignaz Bubis ist tot. Um der Schändung seines Grabes in Deutschland zu entgehen, wollte er in Israel begraben werden. Da geschah dann das, was er vermeiden wollte. Ein Künstler Namens Mendelssohn bespritzte die Steinplatten mit schwarzer Farbe, mit der die Leiche bedeckt wurde. Die Nähe des Toten zu den Deutschen war ihm ein Ärgernis. O Israel, wie tief bist du mit dir selber zerstritten, weil du den Segen nicht erkennst, den du sein könntest.

04 - 09 - 99

Es ist Sonntag. Der Predigttext überall „Die 10 Aussätzigen“. Es lockt mich nichts dem zuzuhören. Ein neuer Brandherd ist ausgebrochen in Indonesien. Osttimor, ehemalige portugiesische Kolonie, hat sich mit klarer Mehrheit für seine Selbständigkeit entschieden. Aber die Freunde Indonesiens in Osttimor terrorisieren mit Gewalt dies Wahlergebnis. Wieder spielen im Hintergrund konfessionelle Bindungen die emotionalen Kräfte dieses mordlüsternen Ringens um die Macht. Indonesien ist vornehmlich ein moslemisches Staatsgebilde. Osttimor aber überwiegend katholisch. 
Ich hörte gestern einem Gespräch zu, in dem versucht wurde, den Kirchen für ihr Verhalten in der Zukunft Ratschläge zu erteilen. Es waren lauter kirchliche Gesprächspartner. Am Ende waren sich alle darin einig, dass sie wieder selbstbewusster mit dem Anspruch als vorrangiges, staatstragendes, kulturelles Element in unserer Gesellschaft auftreten müsse.

26 - 09 - 99

Nach dem Vorbilde Israels haben sich zunächst auch Christen und Moslems dieses System zentralistischer Macht zu eigen gemacht. Diese monarchische Fassung einer Gesllschaft ist mit Sicherheit auch ein Urbild menschlicher Vorstellungskraft, dem eine verführerische Überzeugungskraft innewohnt, der kein Mensch auf den ersten Blick nicht zu erliegen vermag, so dass auch noch andere als konfessionelle, z.B. nationale Tendenzen sich seiner bedienten. Ob religiös oder säkular, im Grunde sind es lauter Geschwister.

27 - 09 - 99

Ich frage mich: Woher kommt dieser Hass? Bestehen hier Zusammenhänge mit Descartes „Dubito“? Die erste schmerzliche Erfahrung des Kleinkindes weckt in ihm den Zustand des Mißtrauens, der es zur Vorsicht im Umgang mit unbekannten Menschen und Gegenständen zwingt. Von da an muss es zuerst heraus zu bringen versuchen, ob die Person oder das Objekt, dem es zum ersten Mal begegnet für es eine Gefahr oder eine Hilfe ist. Dieses  Misstrauen wird noch verstärkt, wenn zu dieser ersten Erfahrung noch die zweite hinzukommt, dass es auch da noch getäuscht werden kann und scheinbar Gutes in Wahrheit Böses ist oder sich in Böses wandeln kann und umgekehrt. Offenbar ist es uns tatsächlich verwehrt, Gutes und Böses als etwas Konstantes in die Hände zu bekommen. Aber gerade das zu erreichen, brennt uns unter den Nägeln,  als ob unser Leben daran hinge. (Ich höre die Weisheit der frühisraelitischen Denker.) Die Folge dieser verzweifelten Sucht nach Standpunkten im realistischsten Sinne des Wortes ist doch der Fundamentalismus, der bei bestimmten kodifizierten konfessionellen oder nationalen Standpunkten „Halt !“ gebietet und unter Umständen mit Gewalt die Weggefährten dazu zwingt bei ihnen zu bleiben. Hier ist die Schnittstelle, wo es unter den Wegggefährten zum Streit kommt zwischen denen, die es leid sind, weiter zu wandern zu immer neuen Erkenntnissen und denen, die eben dies als lebensnotwendig wollen. Der Hass richtet sich letztendlich gegen die unfassbaren und unerschöpflichen Möglichkeiten des Lebens und des Menschen Unfähigkeit, bezüglich des Sinns seines Daseins festen Boden unter den Füßen zu finden. Das Nächstliegende, dies Leben und seinen Lebensraum als Grundlage zu akzeptieren und den Sinn eben darin zu sehen, dass hier eine Macht am Werke ist, deren Wachstum unerschöpflich zu sein scheint, indem es, sich selbst verzehrend, neues, mit allen lebensnotwendigen Eigenschaften erfinderisch versehenes Leben ins Dasein setzt. Ich habe für mich diesen Zustand an zwei Bergsteigern mir zu verdeutlichen versucht. Sie sind aufgestigen mit dem Ziel den Gipfel in Gestalt letzter Klarheit und Eindeutigkeit unseres Lebens zu bezwingen. Nach langem Anstieg kommen die ersten Zweifel, ob ihr Vorhaben gelingen wird. Aber sie steigen weiter, bis einer sich entscheidet das Unternhemen abzubrechen. Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem auch eine Rückkehr ihre Kräfte überfordern würde. Was tun? Sie müssen jetzt wählen zwischen dem Tod auf dem Weg zur Spitze und dem möglichen Tod auf dem Wege ins Tal. Sie einigen sich für die Rückkehr ins Tal, in der Hoffnung bei vorsichtigem Umgang mit ihren Kräften und ihrem Proviant vielleicht doch noch lebend ins Tal zurückkehren zu können, während die Fortsetzung des Aufstieges der sichere Tod bedeuten würde. 

14 - 10 - 99

Ich habe, so hoffe ich, die Nacharbeit an meinem Essay abgeschlossen. Dabei bin ich noch einmal auf das Problem des Antijudaismus gestoßen, als ich bei der Darstellung des Untergangs des Konigreiches Davids und Salomos feststellte, dass dabei die tiefsitzende Herrschaftfeindlichkeit der Stämme eine wesentlich Rolle spielte und den Bruch verursachte. In Israel selbst entstand die Abneigung gegen Jerusalem und das, was da den anderen Stämmen als Traum zu übernehmen aufgezwungen wurde. Das tiefsitzende Freiheitsbewusstsein der Stämme meldete sich wieder zu Wort. Es war also nicht zufällig so, dass dabei Jerusalem und der den Traum tragende Stamm isoliert wurde. Die Samaritaner der Zeit Jesu haben noch diese Aversion. dass sie dann auch von der Christenheit übernommen wurde, ist kausal historisch nachweisbar. Noch im Mittelalter galt es unter Christen als gottlos für verliehenes Geld Zinsen zu nehmen. So überließ man das den Juden, die in den Augen der Kirche eh schon ihr Seelenheil durch die Kreuzigung Jesus verspielt hatten. Ich weiß nicht wie und wann, diese Zinswirtschaft sich auch auf die Christenheit ausweitete. Sie hat ja ihre Quelle in der Gnadenlehre der Bibel. Das Kapital, die Gnade Gottes einem Schuldner gegen Gegenleistungen das Leben oder die Freiheit zu gewähren, ist das Fundament der biblischen Theologie. Schleiermacher spricht diesbezüglich von einer „schlechthinnigen Abhängigkeit“ des Menschen von Gott. Aber wir haben in Gestalt des Kapitalismus dies System bis in den letzten Winkel der Erde übernommen und auf diese Weise ein Netz von Abhängigkeiten geschaffen, das immer engere Maschen bekommt. Zur Zeit in Gestalt des sogen. leasings beim Autokauf. Grundsatz ist: denen, die etwas brauchen aber nicht sofort bezahlen können, etwas zu geben unter der Bedingung, dass sie es mit der Zeit abzahlen dürften. Dadurch entsteht aber unweigerlich eine Abhängigkeit des Schuldners vom Geldgeber. dass die Christen noch lange von dieser Art des Kaufens und Verkaufens die Finger ließen, deutet doch darauf hin, dass sie dabei kein gutes Gewissen hatten. Erst als sie begriffen, dass es keinen Unterschied gab zwischen der Gnadenlehre des A.T.s und der des N.T.s langten auch sie zu. Abhängig sind wir immer von der Sonne und der Erde, die uns halten und ernähren. Aber sie machen uns nicht zusätzlich abhängig. Auf das abhängig Machen kommt es an. Sie fordern von uns keine Zinsen, sondern stellen uns das Kapital für unser Dasein zinslos zur Verfügung. Sollte darin die unerfindliche Ursache für diese Aversion gegen die liegen, die mit ihrer Theologie auch unsere Wirtschaft bestimmen?. Und sollte das allgemeine Unbehagen an unserer kapitalistischen Marktwirtschaft damit zusammenhängen? Die soziale Marktwirtschaft ist der gleiche Unsinn wie die Herrschaft der Liebe. Ist unsere Wirtschaft sozial, dann kann sie keine Marktwirtschaft sein und ist sie Marktwirtschaft kann sie nicht sozial sein. Man kommt unwilkürlich auf den Gedanken, dass unsere Kultur allenhaltben dem Trick der Lüge aufgesessen ist und sich mit solchen Kombinationen von Lüge und Wahrheit ganz prächtig die Dummheit der Menschen zu Nutze gemacht hat. Leben wir tatsächlich schon nur noch im Umgang mit dieser Kombination und reagieren dem entsprechend nur noch auf „Zuckerbrot und Peitsche? 

15 - 10 - 99

Heute las ich in der Zeitung, dass Studenten eine Box konstruiert hätten, die in der Lage sei, alle Werbesendungen aus den Fernseh - Programmen auszublenden. Ich traute meinen Augen nicht. Das war das, was ich und viele andere längst gewünscht haben. Es wäre das Ende, dieser uns mit dem Zuckerbrot eines Fernsehfilms aufgetischten Warenprostitution. Aber entspricht das nicht auch der Wirklichkeit? Wir bekommen das Leben geschenkt, wenn wir den Tod dabei mit in Kauf nehmen. Ist aller Lebensfreude, die wir feiern, immer auch das Leid beigepackt? „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ Wie paßt das zusammen mit der Botschaft Jesu von dem selbstbeherrschten Vatergott, der auch unerbittlich gegen sich selbst, sich dem Grundsatz beugt: „Was du willst, das deine Geschöpfe tun sollen, das tu du ihnen auch.“? Das geschenkte Leben unterliegt zwar dem Machtanspruch der Natur aber keinem legitimen Machtanspruch von Menschen über andere Menschen. Das ist der Unterschied.
 

21 - 10 - 99

Ich frage mich: Wie könnten wir uns dieser Typen erwehren, dieser Hooligans beim Fußball, der Chaoten, der Skinheads und Rechtsradikalen? Allen ist gemeinsam das Vergnügen an der Gewalttätigkeit. Ihre Aggressionen machen das Eingreifen der Polizei erforderlich. Ihre Bosheit will offenbar die Bosheit des Staates wecken. Eine Bosheit ist die Ursache für die Bosheit des anderen. Ein Kräftemessen? Man müsste die Bosheit auch hier durch „Vertrauen schaffende Maßnahmen“ angehen. Gibt es im Fußballspiel nicht so etwas wie fair play? Mir ist erst jetzt bewußt geworden, dass diese Machtlüsternheit des christianisierten Europas seit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus die Völker der Erde unter ihren Einfluss gebracht hat. Um die Jahrhundertwende hatten die Europäer die ganze Erde unter sich als Kolonialbesitz aufgeteilt, Hand in Hand mit ihren jeweils missionierenden Kirchen. Die Selbstzerfleischung der Europäer in den beiden Weltkriegen hat dann dieser Herrschaft ein Ende gesetzt. Es ist bezeichnend, dass der erste Weltkrieg seine Ursache darin hatte, dass Deutschland sich anschickte mit einer eigenen Flotte auf den Weltmeeren präsent zu sein und damit Frankreich und England in die Schranken forderte. Dieser Krieg geht heute noch in anderer Form weiter. So versucht erst in der vergangenen Woche eine englische Telefongesellschaft ein Unternehmen ähnlicher Art in Deutschland zu kaufen: Die Telefonsparte der Mannesmann-Werke in Düsseldorf. Als ihr diese eine Absage erteilte, reagierte das englische Unternehmen sofort mit dem öffentlich bekundeten Willen einer „feindlichen“ Übernahme. D.h. man wolle jetzt nicht mehr mit dem Vorstand verhandeln, sondern ein verlockend hohes Angebot den Aktionären vorlegen, hoffend, dass diese der Verlockung erliegen würden. Das Wort „feindlich“ ist tatsächlich gefallen. Auch sonst sind die Engländer uns nicht grün, hörte ich neulich von einem, der es wissen musste. Passte es ihnen nicht, dass sich unsere Autoindustrie mit der ihrigen verbunden hat? 

30 - 11 - 99

Kohls Schwarzgeldkonten stehen auf der Tagesordnung. Was mich in gewisser Weise anekelt, ist die Art wie er damit als ertappter Sünder umgeht und seine Freunde ihm das noch zu gute halten. Er nähme die Verantwortung auf sich. Ist das eine befriedigende Aussage über schwerwiegende Vertrauensbrüche gegenüber anderen Parteien und gegenüber dem Volk? Er habe nur seiner Partei dienen wollen! Welch edles Motiv!? Am Ende stellt er sich noch dar als ein bemitleidenswertes Opfer, dessen Verdienste böswillig besudelt würden. 

05 - 12 - 99

  Ich lese gerade noch einmal den „Liebesverrat“ von Peter von Matt und besonders das Kapitel : das Wort „Liebe“ und die deutsche Gegenreligion. (Gegenreligion setzt er für „Atheismus“, um so wie Kant nach Meinung Heines der „Polizei“ keine Handhabe zu geben.) Dabei weiß ich mich in bester Gesellschaft und finde mich von ihm bestätigt. Der Unterschied zwischen dem Liebesverständnis der Literatur, um das es dem von Matt geht, und dem biblischen erweist sich darin, dass es in der Literatur vorwiegend um die Liebe zwischen Mann und Frau geht, in der Bibel hingegen um die Liebe von Mensch zu Mensch. Ingeborg Bachmanns Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ ist auch eine solche Täuschung des Lesers, die hinter einer wohllautenden Überschrift die Brutalität dieses Gottes versteckt. O, was war ich für ein Dummkopf, der in der modernen Literatur die verschlüsselte „Gegenreligion“ erst jetzt zu Gesicht bekommen hat. 

08 - 12 - 99

„Der Weg“ bringt heute ein ernstliches Zerwürfnis zwischen der Kirchenleitung und einer Duisburger Gemeinde. Der Pfarrer der Gemeinde hatte zwei Gemeindegliedern, die ohne eheliche Bindung miteinander leben, das Abendmahl verweigert und das mit Billigung des Presbyteriums. Nachdem darauf hin die Kirchenleitung zuvor dem Pfarrer die weitere Amtsausübung untersagt hatte, hat sie nun auch das gesamte Presbyterium abgesetzt. Die Begründung macht mir deutlich, dass auch die Kirchenleitung nicht mehr dem Glauben Rechnung trägt; denn sie begründet ihren Schritt damit, dass der Pfarrer die Intimsphäre dieser beiden Menschen verletzt habe, indem er sein Wissen um das Zusammenleben dieser beiden preisgegeben habe. Dass dieser Pfarrer seinem Glauben gehorchte, der ihm untersagte nicht kirchlich Getrauten das Abendmahl verweigern zu müssen, kommt der Kirchenleitung schon gar nicht mehr in den Sinn. Der Spalt zwischen der offiziellen Kirche und ihren fundamentalistischen Pfarrern, Gemeindegliedern und Gemeinden vertieft sich. 

13 - 12 - 99

Das Preisausschreiben der „Lettre international“ ist gelaufen. Den 1. Preis erhielt eine junge Russin. Ich war an dieser Stelle schon näher darauf eingegangen. Habe alles dann aber versehentlich nicht gespeichert und jetzt keine Lust mehr, es aus dem Gedächtnis zu wiederholen, zumal das Fazit so eindeutig ist, dass ich es hier an Stelle dieser Ausführungen bringen kann. In ihrem Wörterbuch des Windes (= Zeit) schreibt sie unter dem letzten Buchstaben des Alphabethes zu dem Stichwort „Uhr“: „Bleibt nur, sich erneut damit zu trösten, dass dies (Macht über die Zeit zu gewinnen) im Sinne des UHRMACHERS ist, der wohl alles in sich vereint: Vollkommenheit und Unvollkommenheit, Wissen und Unwissenheit, die Fähigkeit, die Welt chronologisch und gleichzeitig wahrzunehmen, über die Zeit zu herrschen und nicht über sie zu herrsachen.“ Nichts Neues. Röm.11,33, ff. „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!" u.s.f. Das tangiert meine Erkenntnisse nicht. 

22 - 12 - 99

Es sind die Tage der schwarzen Kassen des ehemaligen Bundeskanzlers Kohl. Er soll die Namen der Spender dieser Millionen preisgeben. Bis jetzt schweigt er und behauptet, diese haben ihm das Geld anvertraut unter der Bedingung, dass er ihre Namen nicht nenne. Wer die Politik der CDU nach dem Kriege kritisch beobachtete, der weiß, wer der Spender ist. Diese Methode des Versteckspiels ist so alt wie die biblische Religion seit David. Damals versteckte man hinter dem ursprünglich echt väterlich liebenden Stämmefreund Israels den Herrgott, der mit „Zuckerbrot und Peitsche“ regierte, und machte ihn so zum Patriarchen. Die Katholiken haben sich nie parteipolitisch offen zu erkennen gegeben. In der Weimarer Republick versammelten sich die kath. Christen unter dem Parteinamen „Das Zentrum“. Als es im „dritten Reich“ sang- und klanglos unterging, suchte man zum Neubeginn 1945 nach neuen Bezeichnungen die das Wort „katholisch“ vermeiden halfen. Vor allem galt es auch die durch die Abdankung des Kaisers aller politischen Macht beraubten Evangelischen ins Boot zu holen. Das gelang mit dem Wörtchen „christlich“ das C im Namen der Partei musste an erster Stelle stehen, dann „demokratisch“, das D  natürlich und das „Soziale“ übernahm schließlich die CSU. Obwohl das Herz der kath. Christenheit bis in die letzte Faser mit einer Theokratischen Monarchie verwachsen ist, scheint sie sich dabei nicht wohl zu fühlen. Sie spürt offenbar selber, dass ein natürlicher Widerwillen der Menschen gegen dies anspruchsvolle Benehmen ihr schaden könnte und darum hakt sie sich gerne beim Zeitgeist ein. 

24 - 12 - 99

Ich hätte Lust dieses Spielchen, absoluten göttlichen Herrschaftswillen als Gnade firmiert und dargereicht, über Paulus hinaus in der Kirchengeschichte zu verfolgen. Gäbe es da nicht schon das Buch von W.Bauer: „ Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum“, in dem die Vorgänge in der Frühzeit des Christentums längst behandelt sind.. Außerdem ist der Kampf zwischen den Kaisern und den Päpsten um das Patriarchat bekannt genug. Was hat das aber mit den schwarzen Kassen Kohls zu tun? Die Kirche betreibt längst ihre intensieve politische Tätigkeit im Hintergrund und ist sich bewußt, dass dieses vorteilhafte Spiel unter keinen Umständen öffentlich werden darf, besonders nicht in diesem aufgeklärten und immer aufgeklärter werdenden Europa. Es geht bei den Spenden nicht um Bestechung der christlichen Politiker durch große Firmen, um Aufträge zu erlangen. Es geht einfach um Geld, viel Geld, zum Machterhalt der Kirche durch die Chefetagen der großen Unternehmen. Das aber geht niemand was an. 

01 - 01 - 2000

Diese Gesellschaft nimmt für sich in Bausch und Bogen in Anspruch im Grunde christlich adelig zu sein. Sie hat die Grenze zur Selbsterkenntnis überschritten und vermag nun nicht mehr, sich selber objektiv zu sehen. Das ist medizinisch gesehen Wahnsinn, religiöser Wahnsinn? Hier befindet sich das allgemeine Bewußtsein im Wahn und der, der das erkannt, gerät in die Lage für verrückt gehalten zu werden und für ihn gilt: „Wahn ist überall dort, wo für eine erlebte Wirklichkeit kein allen gemeinsames Wort existiert. Wahn ist nicht Un-Wirklichkeit, sondern Wirklichkeit nur für einen allein, ist nicht Einbildung, sondern ein mit dem allgemeinen Bewußtsein nicht koordinierbares Wissen.“ (Peter von Matt : „Liebesverrat“ DTV 30143  4.Auflage S.396.) Erstaunlich wie gleiches in zerrütteten Ehen geschieht, wenn einer den anderen allen Ernstes für verrückt erklärt. 

06 - 01 - 2T.

Ich versuche mir den Ablauf der Zukunft mit Hilfe meiner frühisraelitischen Weisen vorzustellen. Die Erzählung vom Turmbau zu Babel ist auch eine dieser Warnungen der ersten Kapitel der Bibel. Deutlich wird die Ursache dieses Turmbaus genannt. Nichts vom Versuch, mit seiner Hilfe in den Himmel zu gelangen, sondern deutlich aus der Sorge, sich nicht auseinander zu leben. Der Turm weithin sichtbar als Symbol der Zusammengehörigkeit. Davor wird also gewarnt. JHWH will das nicht und zerstört die Verständigung derer, die an diesem Vorhaben beteiligt sind. Warum will er das nicht? Etwa in dem Gedanken divide et impera? Ganz sicher nicht. Aber warum will er nicht, dass die Menschen sich ein solches Zeichen schaffen, das sie ständig an ihre Zugehörigkeit zu den Menschen dieses Turms erinnert. Nach allem, was ich bisher aus diesen Erzählungen an Erkenntnissen erarbeitet habe, verstehe ich die Sprachenverwirrung als Warnung davor, die natürliche Einheit der Menschheit durch Separationen, Klickenbildungen, Rassenschranken und Konfessionen zu zerstören. Die Menschheit als eine Familie ist dadurch gefährdet. Was die Menschen verbindet, ist ihr Menschsein und sonst nichts. Wenn ich das nun auf unsere Zukunft übertrage, so weiß ich zwar, dass wir nach allem, was in der Vergangenheit mit dem Menschen geschah und noch mit ihm geschieht, auch ohne die Bibel auf den Gedanken gekommen sind, den Menschen ohne Ansehn von Farbe, Religion und Kultur als Mensch mit der höchsten Ehre, seinen Menschenrechten  für das unantastbare, kostbarste Lebewesen auf dieser Erde halten sollten. Aber in grauer Vorzeit als böse stigmatisiert und einer Erdoberfläche, deren oberste Schicht mittlerweile aus gemordeten Menschen besteht, ist die Rückkehr zur Humanität kaum denkbar. 

09 - 01 - 2T.

Mein Sohn erzählte mir von einer Religionslehrerin, die ohne Skrupel gesteht, einen atheistischen Religionsunterricht zu geben. Nun hat dies „atheistisch“ unter Eingeweihten heute nicht mehr die verächtliche Note, die das biblische „gottlos“ hat. „Intellektuel redlich“ will man damit sagen.
 

19- 01 - 2T.

Kohl ist als Ehrenvorsitzender der CDU zurückgetreten. Er wollte die Herkunft seiner schwarzen Kassen nicht sagen. Sein Ehrenwort(?) binde ihn. Das gesamte Nachkriegsgebäude der CDU, das sich auf das kleine Wörtchen „christlich“ gründet, würde zusammenbrechen, wenn dahinter das wahre Gesicht dieser Partei zum Vorschein käme, nämlich die Konfession, die über 2 Jahrtausende nichts anderes als ihren Machterhalt mit allen Mitteln betrieben hätte. Die Wiedervereinigung des geteilten Deutschland brachte große, ehemals evangelische Gebiete wieder in die Bundesrepublik zurück. Was im Westen nach dem Krieg mit den Wörtchen „christlich“, „demokratisch“ und „sozial“ gelungen war, große Teile der evangelischen Bevölkerung an diese Partei zu binden und so die Regierungsgewalt zu erhalten, das war durch den Zuwachs im Osten gefährdet. Die „schwarzen Kassen“ Kohls tragen ihren Namen in mehr als einer Deutung zu recht. Würde das der evangelischen Bevölkerung bewußt, dürfte die CDU in diesem Bevölkerungsteil mit schweren Wählerverlusten rechnen. Damit bräche das ganze, von den U.S.A.mit Adenauer nach dem Kriege mühsam errichtete Gebäude zusammen. Die Partei hätte wieder das ultramontane Gesicht der Weimarer Zeit. Kohl schweigt und die Partei wird in ihrem eigenen Interesse nicht Aufklärung verlangen.    

27 - 01 - 2T.

In der Zwischenzeit hat sich der Skandal vervielfältigt, ohne dass die CDU nennenswert an Ansehen verloren hätte. So sprach Kohl neulich vor einer Versammlung von führenden Kaufleuten in Bremen und wurde mit Beifall empfangen. Als er dann im Laufe seiner Rede auch auf sein Ehrenwort in der Spendenaffäre zu sprechen kam, erhielt er zu meinem Bedauern erneut uneingeschränkten Beifall. Eine Bäuerin in unserem Dorf, die der freien Gemeinde angehört, stand auch ganz und gar auf seiten Kohls. Kohl ist im Laufe der Jahre zum Idol geworden und die nächste Wahl wird zeigen, dass seine Parteil kaum Schaden genommen hat bei denen, die „christlich“ wählen zu müssen glauben. Man wird nun erst recht diesem Koloss mit dem Nimbus eines großen Politikers die Treue halten. Ein Beweis dafür, wie ich behaupte, dass das Animalische in unserer Kultur auch in der Politik, wie in den Religionen und in der Wirtschaft sein Unwesen treibt. Der Wille zur Macht setzt sich auch über Gesetze und Ordnungen hinweg. Darum möchte ich hier festhalten, dass dieser Mann in meinen Augen sich nie nach der Wiedervereinigung gesehnt hat. Im Gegenteil, sie zerstörte das Gebäude Adenauers, der das verhaßte, evangelische Preußen endlich los zu sein hoffte, als er Bonn zur Bundeshauptstadt machte. In diesen Dimensionen denkt der Ultramontanismus. 

31 - 01 - 2T.

Machtbesessenheit wird gefährlich, wenn sie ihre Macht verliert. Das bekommt in diesen Tagen unser derzeitiger Bundespräsident zu spüren. Die schwarzen Konten der CDU haben der Partei schweren Schaden zugefügt. - Schweren Schaden? Sadam Hussein sitzt trotz seiner Niederlage noch immer geborgen im Schwarm seiner Anhänger, ebenso Milosewitch. Ich denke auch Kohl wird mit allen Mitteln auf seinem Sockel gehalten. - Um von dieser Affäre abzulenken mobt man jetzt an Raus Postion, wegen seiner Dienstreisen auf  Kosten der Nordrhein-Westfälischen Landesbank. Weh ihm, könnte man ihn einer Lüge zeihen. Das wird nun mit allen Mitteln versucht. Zur Zeit erwartet man stündlich neue Erkenntnisse sowohl bei den Schwarzen wie in Düsseldorf bei den Naiven. 

01 - 02 - 2T.

Die Naiven sind für mich die Politiker, die die ständige latente Gegenwart schwarzer ultramontaner Politik bei uns in Deutschland nicht im Auge behalten. Das penetrante Schweigen über konfessionelle Hintergründe geschieht bei diesen Naiven aus der Angst vor einem Kulturkampf. 

07 - 02 - 2T.

Diese latente Machtgegenwart einer Konfession innerhalb der Institutonen ist ein Problem. Aber kann man das ändern? Heute oder morgen tritt bei uns in Hessen der Wahlprüfungsausschuss zusammen, der prüfen soll, ob die letzte Landtagswahl seitens der CDU mit Geldern aus ihren schwarzen Kassen finanziert wurde und darum für ungültig erklärt werden müsse. In diesem Ausschuss müssten nach Meinung des allgemeinen Rechtsempfindens lauter unabhängige Mitglieder sitzen, die nur nach Recht und Gesetz zu urteilen hätten. Wie die Richter unserer Justizbehörden. Aber ist das Gesetz nicht eindeutig, dann spielt diese latente Zugehörigkeit des einzelnen Richters zu einer der Parteien eine ausschlaggebende Rolle bei dem Urteil. Das beweisen die Ergebnisse der zahlreichen bisher abgeschlossenen Untersuchungen. Dieses Manko trugen auch schon Urteile des Bundesverfassungsgerichtes, wenn sie nicht einstimmig abgegeben wurden. Das lässt sich offenbar nicht ändern. Wer wäre denn schon absolut unparteiisch in dieser in Machtstrukturen lebenden Menschheit? 

11 - 02 - 2T.

Die schwarzen Konten der CDU beherrschen noch immer die Tagespolitik. Daneben beunruhigt Europa die Regierungsbildung in Östreich unter Einbeziehung dieses rechtsextremen Jörg Haider. Der Widerstand, der sich dagegen auflehnt, erhöht nur seine populistische Anerkennug großer Teile der Bevölkerung, in Österreich wie in der Bundesrepublik. Besonders die bayrische CSU hat schon ihre Sympathie bekundet. Die Nähe zur katholischen Kirche spielt dabei eine große Rolle. Ein breiter, permanenter, versteckter Widerwillen gegen alles Demokratische besteht auch noch in unserer Bundesrepublik. Die Zwangsdemokratisierung durch die Alliierten nach dem Kriege hat in der verfassungsgebenden Versammlung eine Anzahl echter Demokraten mit solchen zusammengebracht, die nur gute Miene zum ungeliebten Spiel machten. Die monotheistische Erziehung der drei Religionen biblischen Ursprungs hält ihr Anhänger    fest in der Vorstellung, dass die Monokratie, d.h.die Zentralgewalt mit ihrer Gesetzgebung, der beste Garant für das friedliche Zusammenleben der Menschen sei. Einer muss so stark sein, dass er alle anderen zum Frieden zwingen kann. Das ist der simpelste Grundsatz animalischer Herkunft, der so naheliegt und so einleuchtend erscheint, dass er der Boden ist, auf dem das politische Denken der naiven Menschheit von jeher gewachsen ist und wächst. 

13 - 02 - 2T.

Dem haben die Religionen biblischen Ursprungs über drei Jahrtausende in der Erziehung ihrer Kinder Rechnung getragen. Wir erleben sie im Besitz atomarer Vernichtungswaffen und dem beständigen Bemühen in ihrer Vervollkommnung immer dem Konkurrenten einen Schritt weit voraus zu sein. Es ist ja nicht zu übersehen, dass auch in den USA das versteckt religiöse, trügerische, Heil verheißende Gift mitspricht und so die Naiven betört, in ihrer Naivität daran fest zu halten, dass nur Macht, Frieden unter den Menschen zu schaffen, in der Lage dazu sei. 

15 - 02 - 2T.

Es ist wieder Burgfrieden. Die Wunden heilen noch. Aber die Narben bleiben. Ähnlich ist es zur Zeit mit unserer Demokratie. Nach den Umfragen besitzt sie nur noch bei der Hälfte der Bevölkerung Freunde. Alle anderen denken, die eigentlichen Herren der Lage seien die großen Konzerne und Banken, die mit ihrem Geld maßgeblich die Politik bestimmen. Noch ist niemand in Sicht, der sich das zu Nutze machen könnte und aufs neue die Mehrheit der Wähler wieder unter einem animalischen Oberaffen zu sammeln versuchte. Im Prinzip war und ist diese Tendenz immer mit im Spiel so auch in dem Lockruf „christlich“, der nach dem Krieg auf der Flöte des Rattenfängers die Melodie war, unter der die naive Mehrheit ihre Macht der Kumpanei aus Kirchen ,Industrie und ihren Geldgebern aushändigte. Diese Naivität mit der Adam und Eva den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen betrachten, - schön anzusehen, weil Macht versprechend,- ist das Tier im Menschen 

19 - 02 - 2000

Jetzt hat die CDU wieder einen Hoffnungsträger als Fraktionsvorsizenden in Gestalt des Juristen Merz, einem Finanzfachmann aus dem Sauerland, natürlich kath, kaltschnäuzig und bar jeder Fairness im Umgang mit anderen Politikern. Angelika Merkel, die Frau aus dem Norden, dazu evg., ist der CSU nach dem Abgang von Schäuble als neue Parteivorsitzende der CDU suspekt. Hier schimmert einen Augenblick der konfessionelle Hintergrund durch, der heimlich die europäische Politik als graue Eminenz bestimmt. Der „Spiegel“ hat jetzt der SPD nachgewiesen, dass sie bei der Wiedervereinigung Stolpe in Brandenburg mit einer Wahlkampfhelferin unterstützt habe, die aus den Mitteln der Partei bezahlt worden sei. Stolpe ist das, was der Biedenkopf für Sachsen ist so eine Art Landesvater, dazu eine Persönlichkeit, die in den Augen der CDU ein solches Gewicht hat, dass sie ihn am liebsten aus dem politischen Leben los wäre. Darum der immer neue Versucht ihn verdächtig zu machen. 

22 - 02 - 2000

Mich beschäftigt im Zusammenhang mit der Spendenaffäre der CDU dieser Trotzeffekt, den ich bei den anstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen für die CDU erwarte, entsprechend dem von mir einst so sehr geschätzten Jesaia-Zitat: „ Es herrschen wohl andere Herren über uns als Du. Aber dennoch gedenken wir allein Dein und Deines Namens.“ Ich nehme an, dass sich dieser Trotzeffekt bei den Naiven über alle die ungesetzlichen Machenschaften der CDU hinwegsetzt und nun erst recht dieser Partei die Treue hält. Da in der Bibel dieser Trotz durchgehend umgemünzt ist zu Gottvertrauen und Glauben wird deutlich, dass auch diese Wählerschaft ihr Wahlverhalten als Glaubensbekenntnis versteht. Damit sind wir wieder bei dem Wörtchen „christlich“, das diese Wähler wie Ochsen am Nasenring hält. Diese unsere repräsentative Demokratie ist im Grunde nichts anderes als die Diktatur einer Mehrheit über eine Minderheit, besten Falls gemildert in einem Vermittlungsausschuss und dessen Kompromiss, der keinen zufrieden stellt. Darum ist auch hier das treibende und zerstörende Element der „Wille zur Macht“. Sie heißt nicht umsonst Demokratie. Aber weiß ich eine andere, bessere Ordnung, welche die Menschheit, oder auch nur Teile von ihr in ein friedliches Zusammenleben zu bringen vermag, ohne Gesetze und Ordnungen, ohne Machtinstrumente? Theoretisch müsste die Menschheit dann eines Sinnes, genauer eines Willens sein z.B. des Willens nicht zu töten, nicht gegebene Versprechen zu brechen, nicht zu lügen, das Eigentum der Mitmenschen unangetastet zu lassen, oder auch nichts Falsches von anderen zu sagen. Summa summarum „Was ihr wollt das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch !“ und umgekehrt „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“ Im Grunde nichts Neues. Nur mit dem einzigen Unterschied, dass statt des bisherigen „Du sollst“ ein „Ich will“ allen Menschen eigen wäre. 

23 - 02 - 2000

Unter den gegebenen Umständen ist das nicht vorstellbar. Weil unter diesem „Du sollst“ der drei Religionen biblischen Ursprungs in Form von Christianisierung und Kolonialisierung eine weltweite Kultur des Gehorsams geschaffen wurde, in der dies „Ich will“ nur noch als störend empfunden wird. Jesus mit seinem radikalen Angriff auf das „Gesetz und die Propheten“ mit allem Drum und Dran hat damit weltweit Aufsehen erregt. In seinem Gefolge kam dann auch das „ohne des Gesetzes Werk“ des Paulus als Absage an das „Du sollst“, leider mit dem unverzeihlichen Fehler, den „Glauben“ nicht als naivste Form des Gehorsams durchschaut zu haben. So blieb es dann auch bei Luther trotz seines „Christenmenschen als freiem Herrn aller Dinge“ bei dem „Du sollst“ und dem „dienstbaren Knecht aller Dinge“.
 

24 - 02 - 2000

Bei Peter von Matt fand ich endlich für diese „gegebenen Umstände“ in denen das „Du sollst“ das Zusammenleben der Menschen bestimmt den umfassenden Ausdruck. In seinem überzeugenden Buch „Liebesverrat“ überschreibt er im zweiten Teil „Urbilder“ unter VI den Abschnitt mit „ Die Gegenwelt der Liebenden“. Die Welt des „Du sollst“ und die Welt des „Ich will“ sind Gegenwelten. Weil Liebe liebt und nicht herrschen kann und Herrschaft herrscht und nicht lieben kann. Der Vater frühisraelitischer Vorstellung  liebte. Er war kein Patriarch. Die „gegebenen Umstände“unter denen wir leben sind ein Konglomerat zweier Gegenwelten in Gestalt des Patriarchates, ein Kompromiss also, bei dem keiner der beiden Welten glücklich ist, weil jeder ein Stück seines „Ich will“ opfern und jeder ein Stück „Du sollst“.akzeptieren muss. Das bringt keinen dauerhaften Frieden. Ist es eine Utopie, die Menschheit für einem globalen Verzicht auf Herrschaft und Gewalt über andere Menschen zu gewinnen? Doch wohl nicht angesichts der Tatsache, dass in der Bibel das naiv- animalische Patriarchat erst im nachhinein unter dem Willen zur Macht der anfänglichen humanen Wertschätzung des Menschen aufgepfropft wurde und seither die Menschheit in zwei deutliche Lager spaltet. In das Lager der vorwiegend Konservativen, die die Ansicht vertreten, die Selbstbestimmung des Menschen zu seinem Wohle herrschaftlich manipulieren zu müssen, um evtl. Katastrophen entgegen zu wirken und in das Lager der anderen, mehr liberaleren, demokratisch- sozial denkenden Menschen, die nach den Ursachen solcher Katastrophen fragen und lieber prophylaktisch und ohne Emotionen sie zu vermeiden versuchen. Man braucht nur einen Regierungswechsel von diesen Liberal-Sozialen zu den Konservativen zu erleben und sofort werden die Daumenschrauben bei den Straffälligen angezogen, die Zahl der Polzisten vermehrt und der Druck auf den Arbeitsplatz wächst in Form der Privatisierungen. Das Christliche, das Demokratische und Soziale in den Parteinamen der Konservativen sind nur Aushängeschilder. Will man wissen, mit wem man es in Wirklichkeit bei ihnen zu tun hat, gilt es darauf zu achten ob sie ihr Regiment unter der Schirmherrschaft eines „Du sollst!“ ausüben oder unter dem Bemühen, im Einverständnis mit der Willigkeit möglichst aller Menschen zu handeln. Nur so wäre ein befriedigendes Zusammenleben der Menschen auf dieser Erde möglich. Wie wenig gewaltsame Kompromisse wert sind, zeigt sich gegenwärtig sowohl in Irland, wie im Kosowo, im Nahen Osten usw.  Leider hat der Kompromiss als bestes Übel in unserer Philosophie ein Ansehen erlangt, das uns schon garnicht mehr an Besseres denken lässt . Was nicht mit Zustimmung aller Betroffenen zu erreichen ist, sollte zurückgestellt werden, bis möglichst alle die Notwendigkeit des Handelns erkannt haben. Unsere deutsche Bevölkerung z.B. ist noch längst nicht für eine Demokratie gewonnen. Tief drinnen denkt sie in ihrer großen Mehrheit noch immer monarchisch national, gemäß ihrem monotheistischen Weltbild. Das kam zum Vorschein als sie nach ihrer Zustimmung zur doppelten Staatsbürgerschaft befragt wurde. 

25 - 02 - 2000

Ich habe gelernt, bei der Lektüre biblischer Texte immer unter den unterschiedlichen Lesarten der jeweiligen Stelle, die schwierigere als die ursprüngliche zu bewerten. Dieser Grundsatz geht von dem Gedanken aus, dass auch schon andere Leser an der Schwierigkeit Anstoß genommen und sie sich verständlich zu machen versucht haben. Das habe ich mir auch für mein Leben gemerkt. So habe ich auf meine Kritiker immer mehr zu hören versucht als auf meine Freunde, um von mir selbst ein einigermaßen objektives Bild zu haben. Der Gegner, im Gegensatz zum Freunde, erspart seinem Gegenüber nichts, von dem was er wahrnimmt. So halte ich es auch bei der Einschätzung der öffentlichen Meinung in unserer Bundesrepublik. Ich habe nur ein Kopfschütteln, wenn ich beobachten muss, wie die jeweils Regierenden mit ihrer Gesetzgebung meinen, diese öffentliche Meinung nach ihrem Bilde modellieren zu können und zu müssen. Im Augenblick soll unsere Bevölkerung zu einer multikulturellen Gesellschaft umgebildet werden. Politiker und Medien in ihrer Mehrheit arbeiten Hand in Hand daran, aus einem Kampfhund ein Schmusetier zu machen, während die Bevölkerung in Naivität ein nicht zu überhörendes Knurren von sich gibt. Das gilt mehr oder weniger übrigens in ganz Europa. 

26 - 02 - 2000

  In Hannover präsentiert sich die Cebit mit ihren Neuheiten. Ihr Spitzenproduckt ist das Handy in Verbindung mit dem Internet. Im Augenblick macht dieser Markt von sich reden, als vollziehe sich eine weltweite Revolution auf allen Gebieten, jedenfalls auf dem kommerziellen. So nennt man das wohl , wenn es ums Kaufen und Verkaufen, ums Buchen und Abbuchen geht. Man sagt, mittels der Verbindung zum Internet, könne man sich Bild für Bild, Regal für Regal eines Selbstbedienungsladens auf den Bildschirm des heimischen Computers holen und Waren auswählen als ob man an Ort und Stelle wäre. Nur in die Hand kann man sie noch nicht nehmen. Auf Bestellung werden die ausgewählten Waren ins Haus geschickt. Das Internet scheint ein ähnlicher Einschnitt zu sein, wie ihn seiner Zeit die französischen Enzyklopädisten einleiteten. Alles bisher in der Welt vorhandene Wissen ist auf einmal für jedermann zugänglich und greifbar. Der Haken dabei ist, dass sich auch da wieder Böses und Gutes miteinander mengt, so dass wir auch da wieder vor einem Urwald stehen mit all seinen Unwägbarkeiten und wir im Grunde wie Säuglinge vom Leben überfordert sind ohne die Hilfe der Eltern. Vollends wenn das geschieht in einer Menschheit, die bis jetzt in Naivität Vaterschaft und Mutterschaft mehr animalisch als Herrschaft über ihre Kinder handhaben, denn als Vorbilder und Lehrer vom Adel des Menschen: einem Adel der Selbstbeherrschung im Umgang mit seines Gleichen nach dem Grundsatz: Den Umgang, den ich mir von meinen Mitmenschen erwünsche, den gewähre ich ihnen von mir zuerst. 

28 - 02 - 2000

Die Wahl in Schleswig-Holstein ist gelaufen. Wie erwartet hat die CDU an Stimmen eingebüßt, so dass SPD und Grüne besser weiter regieren können als zuvor. Die Gläubigen der CDU haben sich in der Masse nicht geschämt, sich zu Kohl und Koch und ihrem korrupten Christsein und Demokratieverständnis zu bekennen. Bei solchen Anlässen kommt das wahre Gesicht des demokratischen Christseins zum Vorschein. Dazu wird deutlich, wie gering moralisches Verhalten in der Politik beim Wähler eine Rolle spielt. Nur langsam, sehr langsam und doch unaufhaltsam weicht der Nebel des Glaubens dem hellen Sonnenschein der Aufklärung. 

04 - 03 - 2000

Das zur Prüfung der letzten Landtagswahl in Hessen eingesetzte Gremium von zwei unabhängigen Juristen und je einem Vertreter der drei Parteien hat gestern entschieden, dass das Prüfverfahren wegen des Verdachtes auf Sittenwidrigkeit wiederholt werden soll. Heute tagt die Landesvertreung der FDP um zu klären, ob die Koalition mit der CDU Bestand haben soll. Die Fraktionsvorsitzende Wagner hat sich in einer äußerst engagierten Rede dafür ausgesprochen. Sie entblößte sich nicht Lügen als Kavaliersdelikte zu werten. Das Wort hat sie nicht gebraucht. Sie hat aber Roland Koch in Schutz genommen mit dem fragwürdigen Hinweis darauf, dass jeder schon einmal gelogen hätte. So einfach wird der Vertrauensverlust nach einer Lüge von ihr glattgebügelt. Die Spannung ist groß! Wird die Partei um des Machterhalts willen ihr folgen? Gibt es im Willen zur Macht schon keine moralische Mehrheit mehr in den Parteien? Die repräsentative Demokratie wird mir immer fragwürdiger. Aber wie stellt sich eine Demokratie nach meinem Geschmackt dar?  Die Endsilben „kratie“ müßten verschwinden und das, was mit ihnen als Instument des geordneten Zusammenlebens der Menschen gehandhabt wird: die Handhabung der Macht. Vorbild ist mir immer ein großes Orchester mit seinen vielen Instrumenten, die sich zu gemeinsamem Tun zusammenfinden. Wenn da nicht dieser Dirigent wäre, der den Takt schlägt und an die Einsätze erinnert und auch sonst noch einiges bewirkt. Der also grundlegend dazu beiträgt, dass es zu einem harmonischen Zusammenspiel der vielen Stimmen kommt. Eins haben alle gemeinsam: sie wollen das Zusammenspiel. Wieder ist es dieses „Wollen“, das kreativ wirksam wird. Der Wille zur Macht zerstört den Willen zur Gemeinsamkeit in der Politik. Statt Demokratie wäre dann das Ziel "Demharmonie"? Ist das zu realisieren? 

05 - 03 - 2000

Offenbar hat die Menschheit schon nach dem ersten Weltkrieg diese Notwendigkeit erkannt und darum den Völkerbund geschaffen. Nach dem letzten Weltkrieg ist dieser Gedanke in Gestalt der UNO wieder aufgenommen worden. Aber der Rückweg von dem drei Jahrtausende währenden Sündenfall des Willens zur Macht ist nach meiner Sicht und dem heutigen Stand der Dinge nicht wahrscheinlich. Weil dieser Sündenfall  in Gestalt eines mörderischen Konkurrenzkampfes unter den Völkern, in ihrer Wirtschaft, unter den Parteien in ihrer Poltik und im Privatleben der Menschen immer mehr um sich greift und neuerdings sogar auch Kinder ergriffen zu haben scheint, wenn sie mit Pistolen unter ihren Mitschülern ein Blutbad anrichten. Mir will das Bild der FDP- Parteivorsitzenden  nicht aus dem Kopf, als sie gestern ihre Partei auf die Koalition mit der CDU in Hessen einschwor. Sie glich in ihrer Ansprache einer Kampfhündin, die sich an der Kehle ihres Gegners verbissen hat. „Da werden Weiber zu Hyänen.“ Nach der Spendenkorruption sucht die CDU einen neuen Parteivorsitzenden. Sucht sie nach einem Kampfhund? Angela Merkel ist zwar energisch, aber sie kann sich beherrschen. Biedenkopf ist zu vergeistigt. Rühe zu phlegmatisch. Kohl war einer, weil stark im Nehmen wie ein Sandsack, Schäuble behindert. Merz könnte eine freche, scharfe Klinge sein, Koch ist ein kaltschnäuziger Lügner. 

10 - 03 -2000

Gestern ist Kohl an die Öffentlichkeit getreten mit der Veröffentlichung seiner neuerlichen Spendensammlung, mit der er den finanziellen Schaden seiner Partei beheben möchte. Unter den genannten Spendern steht Kirch mit 1 Million an erster Stelle, gefolgt vom Kaufhof. Die Spur ist damit gelegt. Sie führt in schwarze Gefilde. Ich bin gewiss, dass der Untergang des überwiegend evangelischen Preußens im letzten Weltkrieg gewissen konfessionellen Kreisen neben der Zerstörung des „3.Reiches“ ein willkommenes Geschenk war. Die Wiedervereinigung und die Rückkehr nach Berlin als Hauptstadt war dann ein schwerer Rückschlag für diese Seilschaften. So werden auch die Spenden, deren Spender Kohl partout nicht nennen will, in diesem Zusammenhang stehen. Es darf unter keinen Umständen herauskommen, dass in der Nachkriegspolitik in dem Wörtchen „christlich“ zu unterst schwarze Interessen die Richtlinien der Politik bestimmten. Nicht umsonst möchte man diesen Kohl historisch schon jetzt neben Bismarck postieren. Soll ich sagen dürfen: „Lügen haben kurze Beine“, wo ich doch weiß, dass sie in diesem Fall schon dreitausend Jahre die Menschheit hinters Licht geführt hat. 

14 - 03 - 2000

Über Sonntag hat der Papst die schweren Sünden seiner Kirche in Gestalt der Inquisition und anderer Gewaltverbrechen der mittelalterlichen kath. Kirche der Weltöffentlichkeit gebeichtet. Wozu eigentlich? Soll die Menschheit der Kirche das Strafmaß zumessen und dann Absolution erteilen? Ich denke, dass mit diesem Vorgang die Misere Kohls und der CDU in Deutschland übermalt werden soll. Der Papst steht zur Schuld der Kirche, wie Kohl zu seinem mit Ehrenwort gedeckten Unrecht. Solch um Vergebung bitten ist eine Farce. Ich kenne das aus meiner Kindheit. Wenn mein Vater wieder einmal über Wochen zürnte über irgend etwas, das ihm nicht gepasst hatte, dann bat mich meine Mutter, ich solle zu ihm gehen und ihn um Vergebung bitten. Seitdem weiß ich, wie erniedrigend dieser Vorgang für mich war. Zumal, wenn ich nicht recht wusste, was ich verbrochen hatte. Dieses Papstes Gang nach Canossa bringt gar nichts in Ordnung. Der Antijudaismus vor dem dritten Reich berief sich auf den Einfluss amerikanischer jüdischer Bankiers auf die Politik in Deutschland. Auf gleicher Ebene vollzog sich und vollzieht sich der Einfluss der Seilschaft, die ihr wahres Gesicht hinter dem Wörtschen „christlich“ versteckt. Ich habe kein Feindbild von denen, die meinen skrupellos die Naivität der Bevölkerung für sich und ihre Machtlüsternheit ausnützen zu dürfen. 

16 - 03 - 2000

Sie wissen gar nicht, was sie tun. Sie sind der festen Überzeugung, der Menschheit Gutes zu tun, indem sie die sogen. Werte den Menschen aufzwingen. Natürlich sind es Werte, die mein Leben vor dem Zugriff anderer Menschen schützen und umgekehrt. Das ist es gerade, dieses „umgekehrt“. Der Zugriff zerstört das Zusammenleben. Gestern kam wieder ein Heft der „Lettres internationales“. Gleich der erste Aufsatz beschäftigte sich mit der Frage: Multikulturelle oder homogene Gesellschaft? Er bezeichnete die mancherlei menschlichen Gruppierungen, die sich nach Art eines Magneten um etwas Verbindendes scharen als „Wärmekreise“. Ich gebrauche dafür lieber den Ausdruck: „Geborgenheit“. Das Eigentümliche des Umgangs dieser Menschen mit einander in solch einem Kreis nennt er „Loyalität“. Der Verfasser dieses Aufsatzes ist sich bewußt, dass die Toleranz der multikulturellen Gesellschaft noch nicht das letzte Wort auf dem Weg zum Frieden auf Erden ist. Mir scheint, dass auch hier nicht erkannt ist, dass wir es bei den „Wärmekreisen“ noch immer mit dem Rudelinstinkt unserer tierischen Herkunft zu tun haben. Unsere Menschwerdung steht uns erst noch bevor, wenn wir mit dem Jahwisten und Jesus die Selbstbeherrschung gelernt haben. 

17 - 03 - 2000

Mich beschäftigt der Aufsatz „Wärmekreise der Politik“ in den „Lettres“. „Wärmekreise“ ist das ein schwedischer Fachausdruck für das, was wir als „Seilschaften“ oder „Verbindungen“oder auch als Selbsthilfegruppen bezeichnen? Große und kleine Gebilde, zusammengeleimt von den unterschiedlichsten Beweggründen. In der Regel haben sie nichts zu verbergen und ihre Namen entsprechen ihrem Inhalt. Aber auch da ist der Beobachter nicht sicher vor Täuschungen und Tarnungen. Z.B. Scientology .      

20 - 03 - 2000

Wenn man es sich recht überlegt, geht es Heidegger darum, eine Art von anonymer Religion zu stiften, eine Religion ohne Religion, abseits der Metaphysik, eine Art der Religion der Lichtung. Deren Hauptsatz heißt, dass die Menschen noch verhaltener und noch gesammelter werden sollen als sie je waren. Sie sollen nicht nur die zehn Gebote beachten oder auf dem achten Pfad wandeln, was gut und ehrenhaft bleibt, eins wie das andere unverzichtbar. Sie sollen zusätzlich ein elftes, ein ontologisches Gebot und einen neuen Pfad betreten, wenn man so sagen dürfte. Voraussetzung dafür ist, dass sie den Blitz bedenken und sich in seinem Licht selber als die Unheimlichen fürchten lernen. Wenn man es auf einfache Formel bringen will, beginnt die besinnliche Empfehlung des Humanismus-Briefes mit der Diagnose, der Mensch kennt sich ja selber noch gar nicht. Er hat noch nicht richtig nach sich selbst gefragt. Denn wenn er sich als animal rational definiert, fügt er nur zwei scheinbar vertraute Größen zusammen: Er bildet sich ein, zu wissen, was ein Tier ist und er glaubt zu wissen, was Rationalität ist und wenn er die beiden Trivialitäten addiert, glaubt er schließlicht, er sei bei sich zu Hause.“ Peter Sloterdijk in „Die Sonne und der Tod“, einem Gespräch mit Hans-Jürgen Heinrichs. Veröffentlicht in den „Lettres internationales“ Heft 1. 2000. Wenn ich das lese, vernehme ich den Schrei der Menschheit nach ihrer Befreiung aus dem Wahn ihres Gottesdienstes, der sie daran hindert, zu sich selbst zu kommen. Im Kampf Davids mit dem Goliath ist der Stein von der Schleuder. Noch fliegt er und hat noch nicht getroffen. Werde ich noch erleben, dass er trifft und wird er überhaupt treffen? 

21 - 03 - 2000

Jetzt haben sich wieder 500 Menschen einer christlichen Sekte in Uganda, in Erwartung des Weltuntergangs, verbrannt. Ist die Vollendung das Erreichen eines Zieles, dieses Jetzt- bleibt- nichts - mehr - zu - tun, der Sturz in die Verzweiflung? Nähern wir uns mit der globalen Vernetzung allen Wissens dem Augenblick, an dem wir nicht mehr wissen, was wir noch wissen möchten, was nicht schon beantwortet ist? Was dann? Dann stehen wir vor dem letzten Rätsel: Wer sind wir Menschen? Die Antwort des Jahwisten und Jesu heißt: Unter der Sonne auf dieser Erde die letzte Stufe der Evolution, der ihr Fortbestand nicht nur in die eigenen Hände gelegt ist, sondern auch in die eigene Verantwortung. Mit anderen Worten: dem zwangsläufigen, natürlichen Leben sollte sich nun auch noch ein rationaler, unerbittlicher Wille zum Leben hinzugesellen. Alles diesem Leben Abträgliche unerbittlich verbannend, physisch wie psychisch. 

09 - 04 - 2000

Es ist Frühling. Die nächtlichen Fröste verhindern noch seine Explosion ins Grüne. Aber die Sonne beherrscht tagsüber das Feld. Wir waren wieder im Gottesdienst. Eine junge Predigthelferin aus Röddenau hielt den Gottesdienst. Der Anblick des rettenden Schlangensymbols der Wüstenwanderung Israels war der Text. Ziel der Predigt war die Verbindung zum Kreuz Jesu herzustellen als dem rettenden Symbol unserer Zeit. Die Gottesdienste werden immer magerer und sind schon längst nicht mehr die Stätten, an denen wir Menschen in letzter Instanz unsere Zuflucht suchen. Es ist nicht mehr zu übersehen, dass bei uns in der Bundesrepublik diese letzte Zuflucht der Kadi geworden ist. Die DDR hat seit Jahren unser westdeutsches Telefonnetz abhgehört. Die Protokolle davon liegen jetzt bei der Gaugbehörde und könnten Herrn Kohl in der Spendenaffäre belasten. Bislang wurden diese Stasi-Unterlagen als willkommenes Belastungsmareial für Nicht-CDUler verwendet so z.B. im den Fällen von Brandenburgs Ministerpräsidenten Stolpe und dem Fraktionsvorsitzenden der PDS Gisy. Herr Kohl droht der Gaugbehörde damit, in seinem Falle die Veröffentlichung gerichtlich verbieten zu lassen. So werden auch sonst die Gerichte, insbesondere das B.V.G. in Karlsruhe immer häufiger bemüht, an Stelle unseres Parlamentes Entscheidungen zu treffen. Immer deutlicher tritt damit zu Tage, dass unsere Kultur letztlich die Menschen gesetzlichen Zwängen unterworfen hat und unterwirft und nicht zur Kenntnis genommen hat, dass sie sich damit über den natürlichen Widerwillen des Menschen dagegen einfach hinwegsetzt und damit seine Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit zerstört. 

10 - 04 - 2000

Die PDS hatte ihren Parteitag nach Münster i.W. gelegt, mit dem Ziel bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im Mai d.J. hier im Westen ihren Fuß besser in die Tür schieben zu können, als es ihr bisher gelungen war. Am Ende legten ihre führenden und erfahrenen Köpfe Gisy und Biski ihre Ämter nieder. Es war ihnen nicht gelungen die Mehrheit der Partei für ihre realistische Einstellung zu  militärischen UNO Einsätzen in Krisengebieten zu gewinnen. Der fundamentalistische, pazifistische Flügel der Partei behielt die Oberhand. Was ich denke angesichts dieses Ergebnisses? Nun, ich liebe diese unerbittlichen Pazifisten. Aber im „Lande der Blinden“ sind die Sehenden noch lange keine Könige. Die Blindheit für das Elend der Macht hat uns das Augenlicht für die Weisheit der Friedfertigkeit zerstört. 

12 - 04 - 2000

Ich frage mich immer wieder, warum so viele mich keiner Antwort für würdig halten? Ist das, was ich da entdeckt habe, so närrisch, dass es bei einigen, wo möglich schon beim Lesen der Kurzfassung, in den Papierkorb wandert? Dabei ist dieser Kampf derer, die die Menschheit in Fesseln legen wollen mit denen, die sich dem nicht beugen wollen an der Tagesordnung. Erst gestern hörte ich ganz zufällig in eine Dichterlesung des dritten Hörfunkprogramms des WDR hinein. Das Gelesene kam mir so bekannt vor und als etwas erst kürzlich in einem meiner Bücher selbst Gelesenes, so dass ich mich gleich auf die Suche nach dem Buch machte. Ich fand Buch und Erzählung sofort. In einem der beiden Manesse Bändchen „Amerikanische Erzähler“ steht die Erzählung „Bartleby“ von Herman Melville. Sie endet mit dem Satz:“ „O Bartleby! O Menschenlos!“ 

16 - 04 - 2000

Bei der Durchsicht meiner Tagebuchaufzeichnungen stieß ich mich wieder an dem Fanatismus der Extremisten in den drei Religionen bibl. Ursprungs. Bei den Christen von den ersten Märtyrern bis hin zu Schneider und Bonhöffer, bei den Juden denke ich an den Mörder Rabins und im Islam an die Selbstmordkommandos der Hisbolla. Bei ihnen allen gilt dies von mir im Zusammenhang der Selbstbeherrschung gebrauchte „unerbittlich gegen sich selbst“ in der vorbildlichen ethischen Erziehung unserer Kinder. Demnach ist diese Unerbittlichkeit gegen sich selbst, diese Selbstbeherrschung an sich noch keine Tugend. Sie wird erst Liebe in der Verbindung mit dem Verzicht auf den Willen zur Macht über andere Menschen und auf Feindbildern von ihnen. Hier ist der Unterschied zum Fundamentalismus. Die Gegensätze: dem „unerbittlich“ gegen sich selbst und andere in Hass und Feindachaft steht das „unerbittlich“ gegen sich selbst im behutsamen Umgang mit der Selbstbestimmung unserer Mitmenschen gegenüber. 

22 - 05 - 2000

Gestern habe ich das Tabu abgeschlossen und nach meinem Dafürhalten gründlich korrigiert. Dennoch überlege ich, ob ich den konfessionellen Passagen doch noch einige Schärfen mehr nehmen sollte. Es liegt mir nicht daran konfessionelle Animosität zu schüren. Dies Spiel, den Willen zur Macht hinter einer freundlichen Maske zu verbergen ist biblisch und darum sozusagen den drei Religionen bibl. Ursprungs lebensnotwendig. Um so vorsichtiger muss der, der das erkannt hat, mit seinem Wissen umgehen, will er sie nicht vor den Kopf stoßen, sondern überzeugen und gewinnen.   

15 - 06 - 2000

Ich sehe schon, dass ich von Zeit zu Zeit wieder meinem Tagebuch etwas hinzuzufügen habe. Da kenne ich nun das Hörspiel der Ingeborg Bachmann „Der gute Gott von Manhattan“ vom mehrfachen Hören der Kassette und vom Lesen des Büchleins. Ich habe aber erst jetzt begriffen, dass sie das betrügerische Spiel der Bibel mit dem Patriatchat Gottes einfach übernimmt und im Titel ihres Hörspiels „der gute Gott“ sagt und im Hörspiel selber nichts, als seine unmenschliche Brutalität zeigt. Sie hat verstanden: „Wo wir Leben“. 

19 - 06 - 2000

Ein Ausschnitt aus der Zeitung: Sandra Trauner „Hirnforschung: Der freie Wille ist wohl nur Illusion.“ An diesen Gedanken werden wir uns wohl gewöhnen müssen: bevor wir bestimmen können, ob und wie wir reagieren wollen, hat unser Gehirn längst entschieden. Die Überzeugung, frei entscheiden zu können, ist der Kern unseres Seins: sein freier Wille unterscheide den Menschen vom Tier, heißt es. Doch im Gehirn, dort, wo seit jeher der Geist im Körper vermutet wird, ist davon nichts zu finden. Im Gegenteil: je mehr die Forschung die komplexen Prozesse im Gehirn versteht, desto weniger bleibt übrig von der Vorstellung „ein freier Mensch“ zu sein. Nach dem gegenwärtigen Stand der Hirnforschung ist klar: das Gefühl eine Entscheidung getroffen zu haben, ist - um es überspitzt zu sagen - Einbildung. „Neurobiologisch gesehen gibt es keinen Raum für Freiheit“ sagt Prof. Wolf Singer, Direktor des Max-Planck-Iinstitutes für Hirnforschung in Frankfurt: „Das, was wir als freie Entscheidung erfahren, ist nichts als eine nachträgliche Begründung von Zustandsveränderungen, die ohnehin erfolgt wären.“ Sein US-Kollege Michael Gazzangia formuliert es provokanter: „Wir sind die Letzten, die erfahren, was unser Gehirn vorhat.“ Dass dies so ist, hat eine lange Reihe von Experimenten erwiesen. Der US-Forscher Benjamin Libet will sogar den zeitlichen Abstand zwischen Handlung und vermeintlichem Willensentschluss gemessen haben: Das Gefühl, eine Bewegung absichtlich ausgeführt zu haben, sagt er, stellt sich exakt 350 Millisekunden nach der Bewegung ein. Deprimierend findet Singer diesen Befund indes nicht: „Was ich als nächstes tue ist die Folge dessen ,was ich bin“, erklärt er. Das Hirn entscheide nicht willkürlich, sondern auf der Grundlage vorher gesammelter Erfahrungen. „Das Gehirn hat also durchaus die Initiative. Es reagiert nicht nur wie eine Maschine auf Reize von außen.“ Heute ist klar: Ein solches Zentrum gibt es nicht, das Hirn arbeitet dezentral.. „Naturwissenschaftlich ist es in keiner Weise einzusehen, wie aus dem Zusammenwirken von Atomen Bewußtsein entstehen kann“, sagt Singer: „Und doch weiß jeder, dass es existiert. Mit diesem Widerspruch muss die Menschheit leben lernen, sagt Singer: „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es zwei sich widersprechende, aber zutreffende Beschreibungsmodelle gibt: auf der einen Seite die subjektiven Befindlichkeiten, auf der anderen der naturwissenschaftliche Befund.“ Man habe ja auch akzeptiert, dass die Erde eine sich drehened Kugel ist, obwohl man täglich sehe, dass die Sonne auf der eine Seite aufgeht und auf der anderen unter. Dennoch erschüttern diese Erkenntnisse unser Selstverständnis im Mark. Verabschiedet man sich vom Konzept des freien Willens, muss die Gesellschaft die Konsequenzen tragen. „Wir müssen den Umgang mit Fehlverhalten, Schuld und Strafe überdenken“, mahnt Singer. Natürlich könne man nicht alle Verbrechen damit entschuldigen, dass der Täter sozusagen „nichts dafür kann“. Not tue aber ein neuer Blickwinkel, sagt Singer: „Im Vordergrund stehen muss der Schutz der Gesellschaft und der Schutz des Täters vor sich selbsr.“(dpa) Für mich ist die entscheidende Erkenntnis dieser Darstellung der Satz Singers: Das Hirn entscheidet nicht willkürlich, sondern auf der Grundlage vorher gesammelter Erfahrungen. Das gespeicherte Wissen im Menschen bestimmt sein spontanes Handeln. Die Grundlage dieses gespeicherten Wissens ist für jedes Kind das Umfeld seiner Geburt. 

26 - 06 - 2000

Mein 89. Geburtstag. Eine Entdeckungsreise, an deren Ende die Erkenntnis steht: „Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne bringt unseren Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder die lagen danieder. Aber nun steh ich bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.“ Als am Abend dieses Tages wieder, wie in den letzten Jahren schon immer, der Posaunenchor mir ein Ständchen brachte, erbat ich mir diesen Vers des Liedes als das von mir für diesen Tag erwählte Lied.
  

09 - 10 - 2000

Eine Nachricht der heutigen Zeitung zwingt mich geradezu zu einer Notiz im Tagebuch. Kardinal Meissner, der Erzbischof von Köln fordert die CDU und die CSU auf, das C aus ihrem Namen zu entfernen. Ist das seine ehrliche Meinung? Oder mahnt er damit nur die beiden Parteien, in der Politik nicht länger um der Macht willen christ-katholische Positionen aufweichen zu lassen? Eine Lesefrucht aus Aldous Huxleys Novelle „Nach dem Feuerwerk“: „Das ist das Fatale dabei. Wir müssen, kaum erblicken wir’s, das Alleraufregendste lieben. Aber ich will nicht das Übertnatürliche, ich will das Natürliche lieben. Nicht, dass selbstverständlich ein wenig Übernatürlichkeit nicht völlig natürlich und notwendig wäre, aber man kann sie zu weit treiben. Ich trieb sie damals zu weit. Ich war die ganze Zeit beständig im Jenseits, niemals hienieden. Ich hörte auf, Opium zu rauchen, weil ich davon krank wurde. Aber wenn ich auch davon nicht erkrankt wäre, hätte ich es früher oder später aus ästhetischen Gründen aufgegeben. Die übernatürliche Welt ist so entsetzlich barock - ganz und gar Gegenreformation und Bernini. Und im besten Fall kann sie Greco sein. Aber man kann sogar von Greco genug bekommen. Eine zu große Dosis von ihm flößt einem Sehnsucht nach Vulca und seinem Apollo ein.“ 

15 - 10 - 2000

Gestern habe ich nun auch noch die Frage beantworten können: Warum der Jahwist den Willen zur Macht in den Zusammenhang mit dem Wissen um „gut“ und „böse“ bringt? Gut und böse gehören in das natürliche Erfahrungswissen des Menschen und sind in der zweiten Tafel des Dekalogs beispielhaft festgehalten. Beim Willen zur Macht geht es um zusätzliche eigenmächtige Normen. Gut ist z.B. die Zugehörigkeit zu einer Konfession, Nation, Rasse oder auch Klasse. Böse ist dann für die Beteiligten alles andere. Daraus wird nun auch verständlich, warum der vom Monotheismus beherrschte Teil der Erde in sich so leidenschaftlich verfeindet ist. Diese eigenmächtige Isolierung zweier Stämme Israels von den übrigen zehn, mit dem Anspruch, Gottes Staat zu sein, weil in ihm die Bundeslade stehe, ist der beispielhafte Anfang solcher eigenmächtigen Aufwertung. Wahrscheinlich hat Israel dies Verfahren nicht erfunden, sondern auch schon von anderen übernommen. Aber die Völker Europas, deren kulturelle und wirtschaftliche Strukturen im Wesentlichen vom biblischen patriarchalen Monotheismus geprägt sind, haben es im Verbund von Missionieren und Kolonisieren nahezu allen Völkern der Erde beigebracht. Darum zerbricht am Ende dieser europäischen Vorherrschaft und Arroganz auf der ganzen Erde mit der Kolonialherrschaft auch der Monotheismus in lauter leidenschaftliche eigenmächtige Wertschätzungen, wobei oft Nationales und Konfessionelles kaum auseinander zu halten sind. Die Warnung vor dem Willen zur Macht im Griff nach der eigenmächtigen Klassifizierung von Menschen, oder Gruppen von Menschen in „gute“ und „böse“ wollte die Menschen vor ihrer Selbstvernichtung bewahren. Nun stecken wir in ihren Anfängen mitten darin. 

20 - 10 - 2000

Der Monotheismus ist die Apotheose der Monarchie. Es ist kein Zufall, dass in der Reformation nach dem Grundsatz gehandelt wurde „cuius regio eius religio“. Der menschliche Machthaber bestimmte die Religion in seinem Herrschaftsbereich. So waren die preußischen Könige und Kaiser zugleich oberste Landesherren und oberste Schutzherrn der evangelischen Kirche in Preußen. Friedrich Wilhelm III. verfaßte selber unter Mitarbeit seiner Theologen die altpreußische Gottesdienstordnung mit den Bortnianskischen Melodien, um Lutheraner und Reformierte in seinem Reich unter einer gemeinsamen Gottesdienstordnung zusammen zu führen. Ein Beispiel dafür, wie Monarchie und Monotheismus im Prinzip identisch sind. Wer hat bei wem gestohlen? Das wird irgendwo nachzulesen sein. Mir kommt es nur darauf an, dass unter dem biblischen Monotheismus zunächst drei geistliche Buchmonarchien entstanden sind. Bei den Juden die des Alten Testamentes von „Gesetz und Propheten“, bei den Christen die Monarchie der Bibel Alten und Neuen Testamentes, bei den Moslems die des Koran, einem aus biblischen Quellen schöpfenden Werk Mohammeds. Unter der Herrschaft dieser Bücher sind nun wiederum Monarchien entstanden. Das der Bibel entnommene trinitarische Dogma der christlichen Kirchen erkämpfte sich zuerst seine Vormachtstellung im Raum um das Mittelmeer. Aus dem dann das Papsttum der römisch katholischen Kirche und die orthodoxe Kirche als Monarchien der jeweilgen christlichen Tradition und ihrer unterschiedlichen Weiterbildung hervorgegangen sind. Der Islam blieb bei der Monarchie des Koran, der Protestantismus, da ohne Tradition, sah sich auf die Bibel und ihr trinitarisches Verständnis, dem „einen Worte Gottes“, zurückgeworfen. Ob Judentum, ob Christentum oder Islam, in diesen Religionen wird mit dem Monotheismus diktatorische Herrschaft ausgeübt. 

21- 10 -2000

Diese patriarchale Handhabung der Macht findet ihre Fortsetzung in den Demokratien, die zwar in Anspruch nehmen, dass die Macht vom Volke ausgehe, in Wahrheit aber liegt die Macht in der Hand der Mehrheiten, die sie handhaben wie zuvor der Monarch, Diktator oder auch Patriarch.. Auch hier dominiert noch immer der Rudelinstinkt oder das Clansdenken. Überall schimmern die patriarchalen Strkturen durch, sowohl in den Demokratien mit präsidialen Spitzen und in denen, die das Königtum beibehaltem haben. Landesväter ist der Kosenamen für besonders beliebte Persönlichkeiten dieser Art. Churchill, meine ich , soll einmal gesagt haben: Die Demokratie sei die schlechteste aller Regierungsformen, aber es gäbe keine bessere als sie. Das muss  doch seine Ursache haben. Mir scheint sie findet sich in der Übermacht der Mehrheit, der dann die Minderheit als Opposition gegenübersteht. Dabei kommt es nicht selten zu Pattsituationen, die dann die Gesetzgebung unmöglich machen würde. Dann ist der Kompromiss gefragt, und der ist für beide Beteiligten unbefriedigend und für das Projekt, um das es dabei geht, oft nichts Halbes und nichts Ganzes. 

30 - 10 - 2000

Der Antijudaismus ist letzten Endes auch eine Art Antianimalismus. Der Rudelinstinkt fordert das animalische Patriarchat, den „Turm“ im Rudel, der es zusammenhält, die „Leitkultur“ nach dem neuen „säbelfechtenden“ Parteisekretär Meier der CDU. Christliche Politiker als Erzieher unserer Jugend im Säbelfechten. Unser Parlament ist längst moralisch verroht. Die Bevölkerung schaut zu, wie die Spanier beim Stierkampf. Die Diktatur der Religionen biblischen Ursprungs wird hinter der Maske eines patriarchalen Gottes unsere Zukunft bestimmen und wir werden ihren fanatischen Kampf um die Macht erleiden müssen. Es sei denn wir vermöchten uns auch ohne Regierungen human im Umgang mit einander verhalten, in dem jeder einzelne Mensch im Umgang mit einem anderen, unerbittlich gegen sich selbst, ihn behandelt, als wäre es sein eigen Fleisch und Blut. Das ist zunächst ungewohnt und stellt uns vor ganz neue Probleme. Aber auch da macht Übung den Meister. Die Grundregeln kennen wir schon: Nicht töten, nicht Wortbruch, nicht Diebstahl, nicht lügen, nicht verleumden, nicht neiden. Nur  mit dem Unterschied, dass ich das alles nicht soll, wie bisher, sonder es - unerbittlich gegen mich selbst - nicht will: selbstbeherrscht, ohne den Willen zur Macht und ohne Feinbild. So alleine bleibt der Mensch mit seinen Mitmenschen im Frieden, in „Einigkeit und Recht und Freiheit“ und in  „Freiheit, Gleichheit. Brüderlichkeit“! 

14 - 11 - 2000

Mit dem Ansinnen, den nach Deutschland einwandernden Ausländern als Bedingung die Übernahme der „Deutschen Leitkultur“ aufzuerlegen, kommt mir der Gedanke, auch noch die dritte Warnung der frühisraelitischen Weisen in meinen Essay aufzunehmen : „Den Turmbau zu Babel“. „Sie sprachen untereinander : Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder.“ Die dritte Warnung lautet: Ihr sprecht jetzt noch eine Sprache und bewohnt jetzt noch die Erde als eine Familie. Sondert euch nicht ab von ihr, in dem ihr etwas Besonders sein wollt, euch namhaft machen wollt. Diese Tendenz, wird ein Trümmerfeld von Separationen hinterlassen und den Frieden auf Erden zerstören. 

 27 - 11 - 2000?

Der Habenicht, der sich selbst verkaufen muss um zu leben, rüttelt an dem Joch , das auf seinen Schultern liegt und ist in der Regel geduldig und friedfertig und wird erst aggressiv gegenüber seinem Feindbild in der Masse. Natürlich gehört der Bauer als erster zu den Konservativen, denn er sitzt auf seinem Lande auf den Quellen des Lebens. Aber seitdem er aus seinen Ställen Fabrikhallen gemacht hat und die Tiere, die er darin hält nur noch als lebende Milch-, Eier- und Fleisch- Lieferanten behandelt, hat er sich aufs Glatteis begeben. Die Warnungen vor der Seuchengefahr in Großbetrieben erfahren in diesen Tagen ihre Rechtfertigung, in der Katastrophe der Kreuzfeld-Jakob Erkrankung der Rinder in ganz Europa. Jetzt boykottieren die Verbraucher das Rindfleisch. Die riesigen Ställe sind aber voll mit Mastvieh. Jeder größere Bauer hat dazu Futtersilos, die bis zum Rande gefüllt sind mit diesem gefährlichen Mastfutter aus Tiermehl, das ab sofort nicht mehr verfüttert werden darf. Es sind Tierfutterfabriken entstanden, die sich fragen müssen, was nun? Vielleicht lässt sich aus dem widerlichen Mehl Zement machen? Das sind die Folgen dieses Prozesses, der den wohlklingenden Namen trägt: „Marktwirtschaft“ und im Grunde auch ein Beweis dafür ist, dass wir unser Leben für einen Raub halten, der mit allen Mitteln ausgeplündert wird im Geilen um Macht und Geld. 

30 - 11 - 2000?

Heute erhielt ich von Joachim das Manuskript eine Vortrags, den die Prof. Elke Gebhardt im SWF gehalten hat. Titel: „Die Tyrannei der Identität“. Beim ersten Lesen winkte ich mir meinen Kain heran zum Zuhören. „Die Fiktion eines unverwechselbaren Ich ist jungen Datums. Erst in der Spätrenaissance bzw. der frühen Neuzeit taucht der Begriff des unverwechselbaren Ichs auf - vermutlich aus ganz handfesten historischen Gründen. Der sog. „Besitzindividualismus“, dessen Entstehung MacPherson so brillant nachgezeichnet hat, ist die plausibelste Erklärung: der Anspruch des Einzelnen, naturgesetzlich auf die Früchte seiner Arbeit, schlug sich nieder in Form seines angesammelten  unveräußerlichen Besitzes - und dieser Besitz machte ihn frei, frei weil weithin unbedrohbar.( Lange war das Wort „Freeman“ Synonym für Besitzender.) Selbst urdemokrtische Gruppierungen wie die sog. Levellers wollten Frauen, Kindern und Almosenempfängern deshalb das politische Stimmrecht vorenthalten - nicht weil sie diese diskriminieren wollten, sondern im Gegenteil, weil diese als Besitzlose und damit Abhängige unter Druck zu setzen waren; diese Stimmenverfälschung wollte man verhindern.“ Kain lachte, als er hörte diese Erkenntnis sei „jungen Datums“..... Ein anderer Gedanke bewegte mich, als mir im Zusammenhang mit dem Kossowo-Konflikt eine schwäbische Redensanrt in Erinnerung kam: „Ums Verrecken nicht nachgeben“! Ich stellte mir die Frage, ob das auch für diesen Jesus von Nazareth seine Gültigkeit hätte? . 

 03 - 12 - 2000

Ich hörte einen Gottesdienst aus Bremen zur Eröffnung eines neuen Jahrgangs „Brot für die Welt“. Text: „Der barmherzige Samariter“. Wie üblich, war sich der Pfarrer der ganzen Brisanz dieses Textes nicht bewusst. Jesus, der hist. Jesus, war sich bewusst in der Gestalt dieses Samariters den Antijudaismus als Sanitäter vorzuführen, im Unterschied zu den beiden Tempelbediensteten, die ihr Verhalten vom sakralen „rein“ und „ unrein“ bestimmt sein ließen. 

06 - 12 - 2000

Der Köder der „Leitkultur“ für die Naiven - ich nenne ihn die „Haselnusskultur“ weil wieder einmal die Verwandtschaft von Nationalem und Konfessionellem unübersehbar deutlich ist - hängt noch immer im politischen Wasser. Was könnten die sogen. Demokraten diesem Spiel mit dem Rudelinstinkt der Massen an wirksamer Ernüchterung entgegensetzen? Sie müßte diese sog. Leitkultur einfach und penetrant nur noch „Rudelinstinkt“ nennen. Angela Merkel, Tochter eines evg. Pfarrers, bringt hier deutsch-christliches Gedankengut wieder zur Geltung. Es ist möglich, dass Sie das gar nicht erkennt. 

07 - 12 - 2000

  Ich war gestern nahe daran, auch die Liebe als Macht in meine Arbeit einzuarbeiten. Aber übernacht erkannte ich dann doch die Falle, in die ich da gelockt wurde. Jetzt habe ich zwar keinen entsprechenden Begriff für die Liebe des frühisraelitischen Gedankengutes gefunden, aber eine Umschreibung des Vorgangs: Eine einseitige Motivation des Liebenden, nur für den wahrnehmbar, der als Geliebter den behutsamen Umgang seines Liebhabers mit seiner, des Geliebten , Selbstbestimmung erkennt. Unser Allgemeinbewusstsein hat nur eine sehr diffuse Auffassung von der Liebe. Das ergibt sich daraus, dass unsere Kultur auf griechisch-römischen Grundlagen steht. Im griech. N.T. finden sich zwei Begriffe für die Liebe. Der „eros“ für den Geschlechtstrieb und die „agape“ für das Sozialverhalten. Zwischen diesen beiden Vorstellungen bewegt sich unser Denken und Reden von Liebe, wobei das säkulare sich dem „eros“ zugehörig erweist, während die „agape“ im kirchlichen Raum angesiedelt ist. So entstand ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen der „Liebe“ hier und der „Liebe“ dort. Die Folge davon ist, dass scharfe Beobachter wie z.B. Arnold Stadler, in seiner Erzählung: „Mein Hund, meine Sau, mein Leben“ behauptet, kein Wort für „Liebe“ in unserer Sprache zu besitzen. 

18 - 12 - 2000

  Peter von Matt zeigt in seinem „Liebesverrat“ in der Literatur den meist tragischen Konflikt auf zwischen dem „Eros“ in Gestalt des Verliebtseins eines Werthers und der Gegenwelt der ehelichen Ordnung. Auch er bemerkt in der Literatur nur diesen natürlichen Willen zur Macht über einen Mitmenschen einerseits und der Macht der Ordnung andererseits. Also auch da „kein Wort für Liebe“! In der Unwissenheit um die humane Würde des Menschen in der Unantastbarkeit seiner Selbstbestimmung stoßen im Eros einerseits und der sozialen Ordnung andererseits zwei mächtige Gewalten auf einander mit all den bösen Folgen im Leben der Menschen und folgerichtig auch in der Literatur. 

19 - 12 - 2000

Ich versuche einen eigenen Begriff zu finden für den Vorgang, den der Jahwist als behutsamen Umgang mit der Selbstbestimmung des Menschen versteht. Die beste Umschreibung liefert dieser Jesus - vorausgesetzt, dass es ein Jesus-Wort ist - „Was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“. Es geht um das Beieinander von Geborgenheit und Freiheit, das einer allen seinen Mitmenschen neben sich gewährt. Goethes „vorliebnehmen, so wie ich mit mir selber vorliebnehme“ kommt dem schon sehr nahe. Aber der Beigeschmack der Resignation gefällt mir nicht. Es müsste auch das „Sonderliche“, das Schöpferische, das Sonnenhafte zum Ausdruck kommen. Ich habe schon daran gedacht, man müßte seine Mitmenschen neben sich „ zum Blühen bringen“. Man redet ja auch von der Blüte seines Lebens. 

22 - 12 - 2000

„Liebeswerben“ kommt der Sache noch am nächsten, vergleichbar den Sonnenstrahlen des Frühjahres, die mit ihrem Werben das Leben aus dem Boden rufen und es zur Blüte bringen. Die Liebe ist eine Abstraktion, wie der Mensch oder das Leben. Ihr Wert ist im Allgemeinbewußtsein der Menschen etwas vom Schönsten des menschlichem Lebens und als solches in aller Menschen Munde; nur die Definition verweigert man ihr. Gibt es denn eine solche überhaupt? Die des Paulus? Die des Jesus? Zwei ganz unterschiedliche Definitionen. Die des Paulus weist ins Utopische. Die des Jesus verlangt den liebenden Menschen als reine sonnenkräftige Väterlichkeit bez. Mütterlichkeit  für seine Mitmenschen, für Groß und Klein, für Nah und Fern. Hier ist das erste Tagebuch abgeschlossen.