Die Tuchbleiche in Gächingen ist ein historischer Ort, der
aus dem Bewusstsein vieler jüngere Gächinger Bürger wohl immer mehr zu
verschwinden scheint.
Die Tuchbleich war aber schon seit dem Mittelalter ein wichtiger Ort nicht nur
um Tücher zu bleichen, sondern auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt, ähnlich
wie ein Backhaus. Das Backhaus pflegen wir noch, auch das alte Rathaus und die
Schule. Erfreulicher Weise wurde auch das Pumpenhaus kürzlich restauriert mit
samt der in ihm stehenden Pumpe. Warum sollte nicht die Tuchbleiche eine ebenso
interessante Attraktion werden wie die genannten Örtlichkeiten. Abgesehen von
der doch interessanten Bleichmethode, die uns - da die Stoffe schon von
der Industrie gebleicht geliefert werden und Wäschtrockner im Haus oft
vorhanden sind - fremd geworden ist, abgesehen davon is,t die Tuchbleiche in Gächingen
- anders als andere Tuchbleichen - ein bedeutender historischer Ort im
Bauernkrieg 1514. Dort trafen sich die Bauern, um zusammen mit dem Singerhans
aus Würtingen und Konrad Griesinger aus Bleichstetten - hinzu kam auch noch
Bantelhans aus Dettingen - zu beraten, wie sie sich gegen die
Unterdrückung der Bauern durch die Leibeigenschaft, durch Jagdbeschränkungen
usw. von Seiten der Obrigkeit wehren können. Durch Singerhans aus Würtingen und
Konrad Griesinger aus Bleichstetten ist die Tuchbleiche in Gächingen mit
Sicherheit auch ein wichtiger Ort für ganz St.Johann!
Im Jahr 1988 anlässlich der 850 Jahr-Feier von Würtingen, Ohnastetten und
Upfingen hatte der Lehrer Hans Eberhardt -zuerst Lehrer in Gächingen, dann
Schulleiter in Würtingen - ein umfangreiches Verswerk mit dem Titel
"Singerhans" verfasst. In ihm schildert er - historisch auf der
Darstellung von Zimmermann und seinen eigenen Recherchen basierend - die
Ereignisse aus dem Jahr 1514. Dieser Text wurde dann von mir in ein
Theaterstück in Zusammenarbeit mit Herrn Eberhardt umgewandelt und auf Wunsch
der Gemeinde St.Johann und ihrem Bürgermeister Speidel auf dem oben genannten
Jubiläums-Fest aufgeführt.
Wer dieses Stück gelesen hat, wird mir zustimmen, dass kein Platz besser
geeignet ist, an die beiden großen Bauernkriegs-Anführer Singerhans und
Konrad Griesinger zu erinnern als die Tuchbleiche. Es kostet die Gemeinde nicht
viel durch eine Informations-Tafel für die nachwachsende Jugend Gächingens,
aber auch für Wanderer und durchfahrende Gäste die Bedeutung dieses Ortes
heraus zu stellen. Um den Baumbestand, der Bestandteil einer Tuchbleiche ist,
zu schützen, wäre eine Aufnahme ins Biosphärengebiet mit den entsprechenden
Pflegeauflagen wünschenswert. Da Ziegen, Kühe und Pferde gerne an Bäume gehen,
sollte deren Haltung dort auf jeden Fall verboten sein. Einer Schafhaltung
steht meiner Meinung nach nichts im Wege, allerdings nur, wenn sie nicht so
aussieht wie die bisherige (ob sie aber überhaupt dort zulässig ist, entzieht
sich meiner Kenntnis).
Ein abschließender Gedanke: Natürlich bedeutet dies für die Gemeinde eine zusätzlich
Aufgabe. Wie wäre es mit einer Pflegepatenschaft, die ein oder mehrere
Bürgerinnen oder / und Bürger übernehmen? Wenn ich jünger wäre (ich bin jetzt
82) hätte ich solch eine reizvolle und befriedigende Tätigkeit gerne
übernommen.
Übrigens, eine Weisheit aus dem Bauernkrieg ist immer
geeignet, einen nach einer Niederlage aufzurichten: „Geschlagen ziehen wir nach
Haus, die Enkel fechten‘s besser aus.“ Heute sind die Bauern gleichwertige
Bürger. Jeder hat Grundrechte und es herrscht die Gleichheit vor dem Gesetz.
Zudem gibt es das Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIF-Gesetz), das den
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bietet, jetzt auch hinter die Kulissen
der Verwaltung zu schauen. Welch ein Fortschritt!
Falls Sie / Du das, was ich hier anrege gut oder schlecht finden / findest,
dann einfach ein Mail an mich.
Wer die Aufführung des Theaterstücks von damals sehen möchte, kann sie von
mir als DVD oder als mp4-Datei bekommen. Der Text von Hans Eberhard kann unter
dem Folgenden Link heruntergeladen werden. "Singerhans von Würtingen"