Gächingen. Ein solcher Einblick in die Vergangenheit. zumal noch aus dem Blickwinkel der Kindheit, dürfte Seltenheitswert haben: Der pensionierte Lehrer Joachim Wilhelmy hat, als Volksschulpraktikant, l964 frisch von der Universität kommend die Oberklasse unterrichtet. Die Fünft- bis Achtklässler ließ Wilhelmy im Rahmen des Kunstunter-richts Selbstportraits von sich anfertigen. Diese kaufte der angehende Lehrer seinen Schülern am Ende ab - für jeweils eine Deutsche Mark. Nun stellt Wilhelmy die Werke seiner damaligen Schüler im Alten Schulhaus in Gächingen aus. 

Viel Arbeit hat der 76-Jährige in die Ausstellung gesteckt: So hat der frühere Gymnasiallehrer die Portraits in handgemachte Bilderrahmen eingefasst. Außerdem suchte der Gächinger Fotografien seiner Schüler aus der damaligen Zeit und aus der Gegenwart. „Da musste ich einige Male Überzeugungsarbeit leisten". sagt Wilhelmy schmunzelnd. Am Ende bekam er dann aber doch von den Allermeisten die gewünschten Fotos. die nun den Betrachtern der Ausstellung spannende Einblicke gewähren: Wie haben sich die Schüler damals selbst getroffen? Wie unterscheiden sich die Bilder der Fünft- bis Achtklässler? Und gibt es Ähnlichkeiten zum heutigen Aussehen? 

„Die meisten Schüler wirken auf den Bildern älter. als sie eigentlich waren", berichtet Wilhelmy von seiner Einschätzung. Bemerkenswert ist auch: Brillen und Zöpfe ließen die Schulkinder bei ihren Selbstportrait lieber weg - sich anders darzustellen, ist also kein ureigenes Phänomen der sozialen Medien. 

Kinderkunst-Archiv übernimmt

Wilhelmy lässt die Betrachter der Ausstellung aber auch auf andere Weise rätseln. Auf einer Seite sehen sie nur die Bilder der Kinder selbst - wer darauf zu sehen ist. erfahren die Betrachter erst auf der anderen Seite der Stellwände. Dort sind die Selbstportraits gespiegelt abgedruckt. außerdem Originalfotos der Schüler aus der Vergangenheit und der heutigen Zeit. 

Die Ausstellung wurde schon beim Gächinger Dorfhock erstmals gezeigt. damals kamen rund 300 Besucher ins Alte Schulhaus,

erzählt Wilhclmy zufrieden. Viele seiner ehemaligen Schüler waren gekommen. Das Gästebuch zeigt aber auch. dass „Reingeschmeckte" ihre Freude an den Bildern ebenso hatten wie die Zeitzeugen. Die Ausstellung ist nun am l6. und 17. September sowie am 23. und 24. September, jeweils von ll bis 14 Uhr, zu sehen.

Anschließend übergibt Wilhelmy die Bilder an das Erfurter Kinderkunst-Archiv. Alexander Thomys

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